Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Förderung von sozialer Gerechtigkeit weltweit einsetzt. Die Organisation wurde 1919 im Rahmen des Vertrags von Versailles gegründet und hat seitdem eine führende Rolle bei der Entwicklung von internationalen Arbeitsstandards und der Förderung von menschenwürdiger Arbeit für alle Menschen gespielt. Im Folgenden werden die fünf Grundprinzipien der ILO vorgestellt, die das Fundament für ihre Arbeit bilden.
Soziale Gerechtigkeit
Soziale Gerechtigkeit ist das Kernprinzip der ILO und der Ausgangspunkt für alle ihre Aktivitäten. Die Organisation ist davon überzeugt, dass dauerhafter Frieden und wirtschaftlicher Fortschritt nur durch soziale Gerechtigkeit erreicht werden können. Sie setzt sich daher für die Schaffung von menschenwürdigen Arbeitsplätzen ein und fördert die gerechte Behandlung aller Arbeitnehmer, unabhängig von Geschlecht, Rasse, Religion, Nationalität oder sozialem Status. Die ILO engagiert sich insbesondere für die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und Armut, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Gewährleistung von Chancengleichheit und sozialem Schutz für alle Arbeitnehmer.
Internationale Arbeitsstandards
Ein wesentliches Element der Arbeit der ILO besteht darin, internationale Arbeitsstandards in Form von Übereinkommen und Empfehlungen zu entwickeln und zu fördern. Diese Standards sind darauf ausgerichtet, ein Mindestmaß an Schutz und faire Bedingungen für Arbeitnehmer weltweit zu gewährleisten. Sie decken ein breites Spektrum von Themen ab, wie zum Beispiel Arbeitszeiten, Löhne, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, soziale Sicherheit, Kinderarbeit und Zwangsarbeit. Die ILO unterstützt ihre Mitgliedsstaaten bei der Ratifizierung und Umsetzung dieser Standards, indem sie technische Hilfe und Beratung anbietet sowie die Umsetzung von Standards überwacht und bewertet.
Sozialer Dialog
Die ILO betrachtet den sozialen Dialog als grundlegendes Prinzip zur Lösung von Arbeits- und Beschäftigungsproblemen und zur Gestaltung fairer Arbeitsbedingungen. Die Organisation fördert die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Regierungen, Arbeitgeberorganisationen und Arbeitnehmervertretern (Gewerkschaften) bei der Ausarbeitung und Umsetzung von Arbeitspolitik und -gesetzgebung. Die ILO betont die Bedeutung von Kollektivverhandlungen und Tarifverträgen, um gerechte Löhne und Arbeitsbedingungen sicherzustellen und Arbeitskonflikte zu lösen. Darüber hinaus unterstützt sie ihre Mitgliedsstaaten bei der Schaffung institutioneller Rahmenbedingungen, die einen effektiven sozialen Dialog ermöglichen.
Förderung der Vollbeschäftigung und menschenwürdiger Arbeit
Die ILO setzt sich für die Schaffung von Vollbeschäftigung und menschenwürdiger Arbeit für alle Menschen ein, einschließlich benachteiligter und vulnerabler Gruppen wie Jugendlichen, Frauen, Menschen mit Behinderungen und Migranten. Die Organisation unterstützt ihre Mitgliedsstaaten bei der Entwicklung von Strategien und Programmen, die auf die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Verbesserung der Arbeitsqualität und die Erhöhung der Produktivität abzielen. Dabei wird besonderer Wert auf die Integration von sozial- und umweltpolitischen Zielen in die Wirtschaftspolitik gelegt, um eine nachhaltige Entwicklung und sozialen Fortschritt zu fördern.
Bildung und Berufsbildung
Die ILO erkennt die entscheidende Rolle der Bildung und Berufsbildung für die Verbesserung der Arbeitsmarktfähigkeit und die Schaffung von menschenwürdiger Arbeit an. Die Organisation unterstützt die Entwicklung von Bildungs- und Berufsbildungsprogrammen, die den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes entsprechen und den Zugang zu lebenslangem Lernen für alle Arbeitnehmer ermöglichen. Dies beinhaltet die Förderung von Gleichstellung und Chancengleichheit in der Bildung, die Anerkennung von informellem Lernen und nicht formal erworbenen Kompetenzen sowie die Anpassung der Bildungs- und Berufsbildungsangebote an die sich wandelnden Anforderungen der Wirtschaft und der Gesellschaft.
Die fünf Grundprinzipien der ILO sind eng miteinander verknüpft und bilden gemeinsam ein solides Fundament für die Arbeit der Organisation. Soziale Gerechtigkeit, internationale Arbeitsstandards und sozialer Dialog sind die Eckpfeiler, auf denen die ILO ihre Bemühungen zur Förderung der Vollbeschäftigung und menschenwürdiger Arbeit sowie zur Verbesserung der Bildungs- und Berufsbildungssysteme aufbaut.
Die ILO trägt durch ihre Arbeit dazu bei, dass das Menschenrecht auf Arbeit in der Praxis verwirklicht wird und dass Arbeitnehmer weltweit von fairen Arbeitsbedingungen und sozialem Schutz profitieren. Die Organisation ist bestrebt, ihren Mitgliedsstaaten bei der Bewältigung der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, wie der Globalisierung, dem technologischen Wandel, der demografischen Entwicklung und den Umweltfragen, zur Seite zu stehen und sie dabei zu unterstützen, nachhaltige und inklusive Wachstumsmodelle zu entwickeln.
Die fünf Grundprinzipien der ILO sind nicht nur in ihrer eigenen Arbeit, sondern auch in der Zusammenarbeit mit anderen internationalen Organisationen und Akteuren verankert. Dabei spielt die ILO eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und insbesondere bei der Verwirklichung des Ziels 8, das auf menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum abzielt.
Insgesamt stellt die ILO durch ihre Aktivitäten und ihre auf den fünf Grundprinzipien basierende Agenda sicher, dass die internationale Gemeinschaft die Bedeutung von menschenwürdiger Arbeit und sozialer Gerechtigkeit als grundlegende Voraussetzungen für Frieden, Wohlstand und nachhaltige Entwicklung anerkennt und entsprechend handelt.