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Lenkung der Produktionsprozesse

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Ein Produktionslenkungsplan (engl. Control Plan) ist ein strukturiertes Dokument, das im Rahmen der Qualitätskontrolle und -management für die Lenkung der Produktionsprozesse eingesetzt wird. Ziel eines Control Plans ist es, die Herstellung eines Produkts oder die Durchführung eines Prozesses zu steuern, um eine gleichbleibend hohe Qualität sicherzustellen. Ein typischer Control Plan enthält die folgenden Bestandteile:

  1. Kopfzeile: Enthält allgemeine Informationen wie den Namen des Produkts oder Prozesses, die zugehörige Dokumentennummer, die Ausgabenummer und das Datum der letzten Änderung.
  2. Prozessschritte: Eine Auflistung der einzelnen Schritte des Produktionsprozesses, in der Reihenfolge, in der sie durchgeführt werden.
  3. Prozessparameter: Die spezifischen Parameter, die für jeden Prozessschritt gelten. Dazu gehören beispielsweise Temperaturen, Drücke, Geschwindigkeiten oder Materialzusammensetzungen.
  4. Prüf- und Messverfahren: Die Methoden und Techniken, die zur Überwachung und Kontrolle der Qualität in jedem Prozessschritt angewendet werden. Dazu gehören beispielsweise visuelle Inspektionen, Messungen mit Messgeräten oder automatisierte Prüfsysteme.
  5. Prüfhäufigkeit: Die Häufigkeit, mit der die Prüf- und Messverfahren durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Prozessparameter eingehalten werden.
  6. Qualitätsmerkmale: Die spezifischen Merkmale oder Eigenschaften, die für die Qualität des Produkts oder Prozesses wichtig sind. Dazu können Größe, Gewicht, Farbe, Festigkeit oder andere physikalische oder chemische Eigenschaften gehören.
  7. Toleranzgrenzen: Die zulässigen Abweichungen für jedes Qualitätsmerkmal, innerhalb derer das Produkt oder der Prozess als akzeptabel gilt.
  8. Reaktionsplan: Die Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, wenn ein Qualitätsmerkmal oder ein Prozessparameter außerhalb der festgelegten Toleranzgrenzen liegt. Diese können Korrekturmaßnahmen, Prozessanpassungen oder Schulungen für das Personal umfassen.
  9. Verantwortlichkeiten: Die Zuweisung von Verantwortlichkeiten für die Durchführung der Prüf- und Messverfahren sowie für die Umsetzung des Reaktionsplans. Dies kann bestimmten Mitarbeitern, Teams oder Abteilungen zugeordnet werden.

Dokumentation und Aufzeichnungen: Die Anforderungen an die Dokumentation und Aufzeichnung der Ergebnisse der Prüf- und Messverfahren, um die Einhaltung der Qualitätsstandards nachzuweisen und die kontinuierliche Verbesserung des Produktionsprozesses zu unterstützen.

Lenkung besondere Merkmale

In einem Produktionslenkungsplan (Control Plan) werden besondere Merkmale (auch kritische oder signifikante Merkmale genannt) gesondert gekennzeichnet, um auf ihre besondere Bedeutung für die Produktqualität, Sicherheit oder Leistung hinzuweisen. Besondere Merkmale können beispielsweise Merkmale sein, die für die Funktion des Produkts entscheidend sind, gesetzliche Anforderungen erfüllen müssen oder für die Kundenzufriedenheit wichtig sind. Um besondere Merkmale im Control Plan zu kennzeichnen, können verschiedene Methoden angewendet werden:

  • Symbolische Kennzeichnung: Durch die Verwendung von Symbolen, Buchstaben oder Zahlen kann auf besondere Merkmale hingewiesen werden. Beispielsweise sind das die vom Kunden vorgegebenen Symbole, um auf kritische Merkmale hinzuweisen.
  • Farbcodierung: Durch die Verwendung von Farben können unterschiedliche Kategorien von besonderen Merkmalen gekennzeichnet werden. Zum Beispiel kann Rot für sicherheitskritische Merkmale, Gelb für leistungskritische Merkmale und Grün für kundenkritische Merkmale stehen.
  • Spalte für besondere Merkmale: Im Control Plan kann eine separate Spalte für besondere Merkmale vorgesehen werden, in der die Art des besonderen Merkmals und/oder die zugehörigen Anforderungen und Toleranzen aufgeführt werden.
  • Kommentare oder Fußnoten: Zusätzliche Informationen zu besonderen Merkmalen können in Form von Kommentaren oder Fußnoten hinzugefügt werden, die auf die spezifischen Anforderungen, Standards oder Prozeduren verweisen, die für das betreffende Merkmal gelten.

Unabhängig von der gewählten Methode zur Kennzeichnung von besonderen Merkmalen ist es wichtig, dass das gesamte Team, das am Produktionsprozess beteiligt ist, über die Bedeutung dieser Merkmale und die damit verbundenen Anforderungen informiert ist. Dies kann durch Schulungen, Verfahrensanweisungen oder regelmäßige Kommunikation erreicht werden.

Lenkung der Produktionsprozesse

  1. Prozessanalyse: Identifizieren Sie alle relevanten Prozessschritte in der Produktionskette, von der Materialbeschaffung über die Herstellung bis zur Auslieferung des fertigen Produkts.
  2. Risikobewertung: Führen Sie eine Risikobewertung durch, um potenzielle Fehlerquellen und Schwachstellen in den Prozessen zu identifizieren. Verwenden Sie Werkzeuge wie die Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA), um Risiken systematisch zu analysieren und priorisieren.
  3. Festlegung von Qualitätskriterien: Legen Sie die Qualitätskriterien und -standards fest, die für jedes Produkt oder jede Dienstleistung gelten sollen. Stellen Sie sicher, dass diese Kriterien den Kundenerwartungen und gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
  4. Auswahl von Prüfverfahren und Prüfmitteln: Wählen Sie geeignete Prüfverfahren und -mittel aus, um die Qualität der Produkte während des gesamten Produktionsprozesses zu überwachen und sicherzustellen.
  5. Dokumentation: Erstellen Sie eine detaillierte Dokumentation des Produktionslenkungsplans, einschließlich der Prozessschritte, Verantwortlichkeiten, Prüfverfahren, Prüfmittel und Qualitätskriterien.
  6. Schulung und Kommunikation: Schulen Sie die Mitarbeiter in den relevanten Prozessen, Verfahren und Qualitätskriterien, die im Produktionslenkungsplan festgelegt sind. Stellen Sie sicher, dass alle Teammitglieder den Plan verstehen und wissen, wie sie ihn umsetzen sollen.
  7. Umsetzung und Überwachung: Implementieren Sie den Produktionslenkungsplan und überwachen Sie die Prozesse und Qualitätssicherungsmaßnahmen kontinuierlich, um die Einhaltung der festgelegten Qualitätskriterien sicherzustellen.
  8. Kontinuierliche Verbesserung: Analysieren Sie die gesammelten Daten und identifizieren Sie Bereiche, in denen Verbesserungen möglich sind. Passen Sie den Produktionslenkungsplan entsprechend an und führen Sie regelmäßige Überprüfungen durch, um sicherzustellen, dass er weiterhin effektiv ist.

Anforderungen Produktionslenkungsplan (VDA)

Der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) hat spezifische Anforderungen und Richtlinien für die Erstellung von Produktionslenkungsplänen (Control Plans) innerhalb der Automobilindustrie entwickelt. Diese Anforderungen sind in verschiedenen VDA-Bänden und Regelwerken enthalten, wie zum Beispiel VDA 6.3 (Prozessaudit) und VDA Band 4 (Qualitätssicherung vor Serieneinsatz). Die VDA-Anforderungen sind eng mit der IATF 16949 (International Automotive Task Force) verknüpft, einem globalen Qualitätsmanagementsystemstandard für die Automobilindustrie.

Einige der spezifischen Anforderungen des VDA für Produktionslenkungspläne in der Automobilindustrie sind:

  • Strukturierte Vorgehensweise: Der Control Plan sollte in einer strukturierten Form erstellt werden, die alle relevanten Informationen zu den Prozessschritten, Prüfverfahren, Qualitätsmerkmalen und Reaktionsplänen enthält.
  • Abstimmung mit FMEA: Der Produktionslenkungsplan sollte auf der Grundlage der Prozess-FMEA (Failure Mode and Effects Analysis) erstellt werden und die in der FMEA identifizierten Risiken und potenziellen Fehlerquellen berücksichtigen.
  • Kundenanforderungen: Der Control Plan sollte die Anforderungen der Automobilhersteller und Zulieferer berücksichtigen, einschließlich spezifischer Qualitätsstandards, Toleranzen und Prüfverfahren.
  • Phasen des Produktlebenszyklus: Der VDA empfiehlt, für verschiedene Phasen des Produktlebenszyklus separate Control Pläne zu erstellen, einschließlich Prototypen-, Vorserien- und Serienfertigung.
  • Besondere Merkmale: Der Control Plan sollte besondere Merkmale gemäß den VDA-Anforderungen kennzeichnen, wie zum Beispiel sicherheitsrelevante Merkmale (S), umweltrelevante Merkmale (U) und gesetzlich geregelte Merkmale (G).
  • Dokumentation und Aufzeichnungen: Der Control Plan sollte klar dokumentiert sein und regelmäßig aktualisiert werden, um Änderungen in den Prozessen, Kundenanforderungen oder Qualitätsstandards widerzuspiegeln. Es sollten auch Aufzeichnungen über die Ergebnisse der Qualitätsprüfungen und Korrekturmaßnahmen geführt werden.
  • Kommunikation und Schulung: Alle Mitarbeiter, die am Produktionsprozess beteiligt sind, sollten über den Control Plan und seine Anforderungen informiert und geschult werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass die spezifischen Anforderungen für Produktionslenkungspläne von Unternehmen zu Unternehmen und von Projekt zu Projekt variieren können. Daher sollte der Control Plan immer an die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen angepasst werden.

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Stefan Stroessenreuther

Stefan Stroessenreuther

Consulting Qualitätsmanagement ISO 9001 | IATF 16949 Personenzertifizierter IATF 16949 und VDA 6.3 Auditor | Dozent IMB Integrations Modell Bayreuth | Mitglied DGQ - Deutsche Gesellschaft für Qualität | Lead Auditor ISO 14001 u. ISO 45001

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