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Risikobasiertes Denken in der ISO 9001: Anwendung im Qualitätsmanagement

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Risikobasiertes Denken spielt eine wichtige Rolle bei der Implementierung eines effektiven Qualitätsmanagementsystems (QMS) nach ISO 9001. In diesem Beitrag werden die Grundlagen des risikobasierten Denkens in der Praxis erläutert und konkrete Beispiele für die Anwendung in verschiedenen Branchen gegeben.

Risikobewertung durchführen | SMCT-MANAGEMENT
Risikobewertung durchführen | SMCT-MANAGEMENT

Risikobasiertes Denken in der ISO 9001 beginnt bereits in der Planungsphase eines QMS. Unternehmen sollten potenzielle Risiken identifizieren, die sich auf die Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen auswirken können. Hier einige praxisbezogene Schritte:

  • Prozessanalyse: Identifizierung von Schwachstellen in bestehenden Prozessen, die das Potenzial haben, die Qualität negativ zu beeinflussen. Beispielsweise kann ein Hersteller feststellen, dass eine bestimmte Maschine anfällig für Ausfälle ist, was zu Produktionsverzögerungen führen kann.
  • Lieferantenbewertung: Bewertung der Qualität und Zuverlässigkeit von Lieferanten, um mögliche Risiken im Zusammenhang mit Materialien oder Komponenten zu erkennen. Ein Automobilhersteller könnte beispielsweise die Qualität der von einem Zulieferer gelieferten Teile überprüfen, um sicherzustellen, dass sie den Anforderungen entsprechen.
  • Kundenanforderungen: Analyse der Kundenanforderungen und Erwartungen, um Risiken zu identifizieren, die sich aus der Nichterfüllung dieser Anforderungen ergeben können. Ein Softwareunternehmen könnte beispielsweise feststellen, dass Kunden eine bestimmte Funktion in ihrer Anwendung erwarten, die derzeit nicht vorhanden ist.

Bewertung und Priorisierung von Risiken

Nachdem die Risiken identifiziert wurden, sollten Unternehmen sie bewerten und priorisieren, um festzustellen, welche am dringendsten angegangen werden müssen. Dabei sollten sowohl die Eintrittswahrscheinlichkeit als auch die potenziellen Auswirkungen auf die Qualität berücksichtigt werden.

  • Risikomatrix: Erstellung einer Risikomatrix, die die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Schwere der Auswirkungen für jedes identifizierte Risiko darstellt. Dies hilft Unternehmen, ihre Ressourcen auf die am stärksten bedrohten Bereiche zu konzentrieren.
  • Risikobewertung: Durchführung regelmäßiger Risikobewertungen, um Veränderungen in der Risikolandschaft zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass die Prioritäten im Einklang mit den aktuellen Bedingungen stehen.

Risikominderung und Überwachung

Sobald die Risiken bewertet und priorisiert wurden, sollten Unternehmen Maßnahmen zur Risikominderung ergreifen und deren Wirksamkeit überwachen.

  • Risikominderungsstrategien: Entwicklung und Implementierung von Strategien zur Reduzierung der Eintrittswahrscheinlichkeit oder der Auswirkungen identifizierter Risiken. Beispielsweise könnte ein Lebensmittelhersteller zusätzliche Kontrollen und Tests einführen, um das Risiko von Verunreinigungen in der Produktion zu minimieren.
  • Notfallpläne: Erstellung von Notfallplänen für den Fall, dass ein Risiko eintritt, um die Auswirkungen auf die Qualität zu begrenzen. Zum Beispiel könnte ein Logistikunternehmen alternative Transportrouten und -mittel identifizieren, um mögliche Verzögerungen aufgrund von Naturkatastrophen oder Verkehrsstörungen zu bewältigen.
  • Überwachung und Überprüfung: Regelmäßige Überwachung und Überprüfung der implementierten Risikominderungsmaßnahmen, um deren Wirksamkeit zu bewerten und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.

Praxisbeispiel: Lebensmittelherstellung

In der Lebensmittelindustrie ist die Sicherheit und Qualität der Produkte von entscheidender Bedeutung. Ein Lebensmittelhersteller könnte das risikobasierte Denken wie folgt anwenden:

  • Risikoerkennung: Das Unternehmen identifiziert potenzielle Risiken wie Verunreinigungen, allergene Zutaten oder Qualitätsmängel in Rohstoffen. Zusätzlich könnten Risiken im Zusammenhang mit Produktionsausfällen, Lieferverzögerungen oder Fehlern in der Verpackung untersucht werden.
  • Risikobewertung: Anhand einer Risikomatrix werden die identifizierten Risiken nach ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und den potenziellen Auswirkungen auf die Produktqualität bewertet. Hierdurch kann das Unternehmen Prioritäten setzen und Ressourcen gezielt einsetzen.
  • Risikominderung: Um das Risiko von Verunreinigungen zu reduzieren, könnte der Lebensmittelhersteller strenge Hygienemaßnahmen einführen, die regelmäßig überprüft und aktualisiert werden. Darüber hinaus könnten Qualitätssicherungsprozesse implementiert werden, um die Einhaltung von Standards bei der Rohstoffbeschaffung sicherzustellen.
  • Überwachung und Überprüfung: Das Unternehmen überwacht kontinuierlich die Wirksamkeit der implementierten Maßnahmen, indem beispielsweise regelmäßige Produkttests und Audits durchgeführt werden. Auf dieser Grundlage können gegebenenfalls Anpassungen vorgenommen werden, um die Risikominderung weiter zu optimieren.

Praxisbeispiel: Softwareentwicklung

In der Softwarebranche sind Zuverlässigkeit, Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit entscheidende Faktoren für den Erfolg eines Unternehmens. Hier ist ein Beispiel für die Anwendung des risikobasierten Denkens in der Softwareentwicklung:

  • Risikoerkennung: Das Unternehmen identifiziert potenzielle Risiken wie Softwarefehler, Sicherheitslücken, unzureichende Leistung oder mangelnde Benutzerfreundlichkeit. Zusätzlich könnten Risiken im Zusammenhang mit Datenschutz, Compliance-Anforderungen oder unerfüllten Kundenanforderungen untersucht werden.
  • Risikobewertung: Mithilfe einer Risikomatrix werden die identifizierten Risiken bewertet, um Prioritäten zu setzen und gezielte Maßnahmen zur Risikominderung zu ergreifen.
  • Risikominderung: Um das Risiko von Softwarefehlern oder Sicherheitslücken zu reduzieren, könnte das Unternehmen beispielsweise umfangreiche Tests und Code-Reviews durchführen. Darüber hinaus könnten regelmäßige Schulungen für Entwickler angeboten werden, um das Bewusstsein für Sicherheits- und Datenschutzpraktiken zu erhöhen.
  • Überwachung und Überprüfung: Das Unternehmen überwacht die Wirksamkeit der implementierten Maßnahmen durch regelmäßige Qualitätssicherungsprozesse, wie zum Beispiel Softwaretests, Code-Reviews und Kundenfeedback. Auf dieser Grundlage können gegebenenfalls Anpassungen vorgenommen werden, um die Risikominderung weiter zu optimieren.

Praxisbeispiel: Automobilindustrie – Qualitätsmanagement für Teile und Produkte

In der Automobilindustrie ist die Qualität und Zuverlässigkeit von Fahrzeugkomponenten und -produkten entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Die Anwendung des risikobasierten Denkens kann sowohl in der Entwicklung als auch in der Produktion von Teilen und Produkten eine wichtige Rolle spielen:

  • Risikoerkennung: Das Unternehmen identifiziert potenzielle Risiken wie Qualitätsmängel in Zulieferteilen, Produktionsfehler, Materialermüdung oder Fehlfunktionen von Fahrzeugkomponenten.
  • Risikobewertung: Mithilfe einer Risikomatrix werden die identifizierten Risiken bewertet, um Prioritäten zu setzen und gezielte Maßnahmen zur Risikominderung zu ergreifen.
  • Risikominderung in der Entwicklung: Im Entwicklungsprozess von Fahrzeugkomponenten und -produkten könnte das Unternehmen computergestützte Simulationen und Prototyping einsetzen, um das Risiko von Designfehlern oder Materialversagen zu reduzieren. Zudem können robuste Entwicklungsprozesse, wie z.B. das Design for Six Sigma (DFSS), eingesetzt werden, um die Qualität und Zuverlässigkeit von Fahrzeugkomponenten und -produkten von Anfang an zu gewährleisten.
  • Risikominderung in der Produktion: Um das Risiko von Qualitätsmängeln in der Produktion zu reduzieren, könnten enge Beziehungen zu Zulieferern gepflegt und strenge Qualitätskontrollen durchgeführt werden. Darüber hinaus könnte eine regelmäßige Überprüfung und Wartung der Produktionsanlagen dazu beitragen, Ausfälle zu vermeiden.
  • Überwachung und Überprüfung: Das Unternehmen überwacht die Wirksamkeit der implementierten Maßnahmen durch regelmäßige Qualitätskontrollen, Lieferantenaudits und Tests von Fahrzeugkomponenten und -produkten. Bei Bedarf werden Anpassungen vorgenommen, um die Risikominderung weiter zu verbessern.

In diesem Beispiel wird deutlich, wie das risikobasierte Denken in der ISO 9001 angewendet werden kann, um die Qualität und Zuverlässigkeit von Fahrzeugkomponenten und -produkten zu gewährleisten. Dabei werden sowohl Entwicklungs- als auch Produktionsprozesse berücksichtigt, um Risiken proaktiv zu managen und die Leistung des Unternehmens zu steigern.

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Stefan Stroessenreuther

Stefan Stroessenreuther

Consulting Qualitätsmanagement ISO 9001 | IATF 16949 Personenzertifizierter IATF 16949 und VDA 6.3 Auditor | Dozent IMB Integrations Modell Bayreuth | Mitglied DGQ - Deutsche Gesellschaft für Qualität | Lead Auditor ISO 14001 u. ISO 45001

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