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7 Todsünden der ISO 27001

Die 7 Todsünden der ISO 27001 – und wie man sie vermeidet

1️⃣ Unklarer Geltungsbereich (Scope)

Viele Projekte scheitern schon am Anfang: Der Scope ist zu weit gefasst, zu eng oder unpräzise beschrieben. Ohne klare Grenzen des Informationssicherheits-Managementsystems (ISMS) drohen Lücken oder unnötiger Aufwand.

Praxis-Tipp: Definieren Sie Standorte, Prozesse und Systeme eindeutig. Ein klarer Scope ist das Fundament jedes Audits.

2️⃣ Risiken werden „ausgefüllt“, aber nicht verstanden

Excel-Tabellen voller Scores sind kein Risikomanagement. Oft fehlt die Verbindung zwischen Risikoanalyse, SoA und Maßnahmen. Damit bleibt das System formal korrekt, aber faktisch wirkungslos.

Praxis-Tipp: Diskutieren Sie Risiken im Team. Hinterfragen Sie, ob Ihre Bewertung wirklich das reale Bedrohungsbild abbildet.

3️⃣ Die Anwendbarkeitserklärung (SoA) ist eine Kopie

Viele Organisationen übernehmen fremde SoA-Vorlagen, ohne sie auf eigene Prozesse abzustimmen. Das führt spätestens im Audit zu Beanstandungen – weil die Begründung fehlt, warum ein Control gilt oder nicht.

Praxis-Tipp: Jede SoA ist individuell. Dokumentieren Sie den Bezug zu Ihrem Risiko und Ihre Entscheidung nachvollziehbar.

4️⃣ „Dokumentation“ statt gelebter Prozesse

Handbücher sind erstellt, aber niemand arbeitet danach. Viele ISMS existieren nur für den Auditor – im Alltag bleibt alles beim Alten. Das ist der sicherste Weg zum Auditversagen.

Praxis-Tipp: Dokumente sollen Prozesse unterstützen, nicht ersetzen. Halten Sie sie knapp, aktuell und anwendungsorientiert.

5️⃣ Keine Management-Beteiligung

Informationssicherheit ist Chefsache. Wenn das Management das ISMS nur als „IT-Thema“ betrachtet, fehlt Rückhalt für Maßnahmen, Budgets und Prioritäten.

Praxis-Tipp: Involvieren Sie die Geschäftsführung regelmäßig – z. B. in der Managementbewertung oder Risikobesprechung.

6️⃣ Fehlende Awareness im Unternehmen

Schulungen werden oft als Formalität gesehen. Ohne Verständnis bei Mitarbeitenden helfen keine Firewalls oder Policies. Phishing und Social Engineering bleiben die größten Einfallstore.

Praxis-Tipp: Führen Sie Awareness-Trainings interaktiv durch – mit realistischen Beispielen aus Ihrem Umfeld.

7️⃣ Kein kontinuierlicher Verbesserungsprozess

Nach der Zertifizierung endet die Aufmerksamkeit – das ISMS „läuft von selbst“. Das ist gefährlich: Systeme, Personal und Bedrohungen ändern sich ständig.

Praxis-Tipp: Planen Sie jährliche Reviews, interne Audits und Risiko-Updates ein. Nur ein lebendes System bleibt auditfähig.

Fazit – Vom Pflichtsystem zum echten Sicherheitswerkzeug

Die ISO 27001 ist kein Selbstzweck. Sie soll Organisationen befähigen, Informationssicherheit zu steuern, Risiken zu beherrschen und Vertrauen zu schaffen. Wer die sieben Todsünden vermeidet, schafft ein stabiles, praxisorientiertes System – statt reiner Papierform.

Empfehlung: Prüfen Sie Ihr eigenes ISMS regelmäßig gegen diese sieben Punkte. Kleine Korrekturen im Alltag verhindern große Probleme im Audit.

FAQ – Die 7 Todsünden der ISO 27001

❓ Was sind die häufigsten Fehler bei der Einführung der ISO 27001?

Die größten Schwachstellen sind ein unklarer Geltungsbereich (Scope), oberflächliche Risikoanalysen, kopierte SoA-Vorlagen, fehlende Managementunterstützung und mangelnde Awareness im Unternehmen.

Audittipp: Jeder dieser Punkte kann zu einer Hauptabweichung führen – vermeiden Sie Standarddokumente ohne Bezug zur eigenen Organisation.

⚙️ Warum ist ein klarer Scope (Kapitel 4.3) so wichtig?

Ein zu weit oder zu eng gefasster Scope führt zu Lücken oder unnötigem Aufwand. Der Geltungsbereich bestimmt, welche Standorte, Systeme und Prozesse das ISMS umfasst – und ist die Grundlage für alle weiteren Schritte.

Praxis: Scope-Festlegung immer mit Management und IT-Leitung abstimmen, schriftlich dokumentieren und vom Auditor bestätigen lassen.

📋 Warum scheitern viele Organisationen an der SoA (Anwendbarkeitserklärung)?

Häufig wird eine fremde Vorlage übernommen, ohne Bezug zur eigenen Risikolandschaft. Die SoA ist jedoch das Herzstück des ISMS: Sie dokumentiert, welche Controls gelten und warum.

Empfehlung: Jede SoA muss eine eigene Begründung enthalten – basierend auf der Risikoanalyse (ISO 27005) und dem Unternehmenskontext (Kapitel 4).

👥 Wie bindet man die Geschäftsführung richtig ein?

Informationssicherheit ist Chefsache. Fehlt das Engagement des Managements, bleibt das ISMS eine reine Formalität. Entscheidungen zu Ressourcen, Risiken und Zielen müssen vom Management getroffen werden.

Hinweis: Management-Bewertung (Kapitel 9.3) ist der Nachweis für Führung und Verantwortlichkeit – hier prüfen Auditoren besonders genau.

🧠 Wie kann mangelnde Awareness vermieden werden?

Schulungen und Sensibilisierung müssen regelmäßig und zielgruppenorientiert erfolgen. Mitarbeiter sollten Sicherheitsrisiken erkennen, melden und richtig reagieren können.

Praxis: Jährliche Awareness-Trainings mit E-Learning oder Phishing-Simulationen verbessern nachhaltig die Sicherheitskultur.

🔄 Was bedeutet kontinuierliche Verbesserung im ISMS?

Ein ISMS darf kein statisches System sein. Interne Audits, Managementbewertungen und Risikoreviews sorgen für Anpassungen an neue Bedrohungen, Technologien und gesetzliche Anforderungen.

ISO-Bezug: Kapitel 10 der ISO 27001 fordert explizit eine ständige Verbesserung auf Grundlage messbarer Ergebnisse.

⚠️ Was passiert, wenn Todsünden im Audit festgestellt werden?

Je nach Schwere werden Abweichungen als „major“ oder „minor“ bewertet. Das Unternehmen muss dann eine Ursachenanalyse, Korrekturmaßnahme und Wirksamkeitsprüfung vorlegen.

Audittipp: Die meisten Abweichungen entstehen nicht durch fehlende Dokumente, sondern durch fehlende Umsetzung – Nachweise sind entscheidend.

💡 Fazit

Die sieben Todsünden der ISO 27001 lassen sich leicht vermeiden – durch Klarheit im Scope, individuelle SoA-Begründungen, aktives Management, gelebte Awareness und kontinuierliche Verbesserung. Wer diese Punkte ernst nimmt, baut ein auditfestes und nachhaltiges ISMS auf.

Fragen zur Auditvorbereitung stellen →

Gegenmaßnahmen – Die 7 Tugenden der ISO 27001

1️⃣ Klarer Geltungsbereich

Grenzen, Standorte und Systeme sind eindeutig definiert und dokumentiert. Alle Prozesse innerhalb des Scopes sind nachvollziehbar und aktuell.

Vermeidet: Unklare Zuständigkeiten und Auditabweichungen im Kapitel 4.3.

2️⃣ Gelebte Risikoanalyse

Risiken werden realistisch bewertet, regelmäßig aktualisiert und mit konkreten Maßnahmen verknüpft – nicht nur in Tabellen geführt.

Vermeidet: Formale Excel-Risiken ohne Bezug zu tatsächlichen Bedrohungen.

3️⃣ Individuelle SoA (Anwendbarkeitserklärung)

Jede Kontrolle aus Anhang A wird individuell geprüft, bewertet und begründet. Die SoA spiegelt die reale Organisation wider, nicht eine Vorlage.

Vermeidet: „Copy-&-Paste“-SoA ohne Risiko- oder Maßnahmenbezug.

4️⃣ Aktive Managementbeteiligung

Die Geschäftsführung bewertet, lenkt und dokumentiert Informationssicherheit regelmäßig – sichtbar in Managementbewertungen und Ressourcenzuteilungen.

Vermeidet: Management ohne Nachweis aktiver Führung (Kapitel 5).

5️⃣ Bewusste Awareness-Kultur

Informationssicherheit wird als Teil der Unternehmenskultur verstanden. Schulungen, Simulationen und Kommunikationskampagnen finden regelmäßig statt.

Vermeidet: Einmalige Schulungen ohne nachhaltigen Lerneffekt.

6️⃣ Systematische Dokumentenpflege

Richtlinien, Verfahren und Aufzeichnungen werden zentral geführt (z. B. Wiki.js) und versioniert. Alte Dokumente sind klar als archiviert markiert.

Vermeidet: Dokumentenchaos, widersprüchliche Versionen und Auditkritik.

7️⃣ Kontinuierliche Verbesserung (PDCA)

Ergebnisse aus Audits, Bewertungen und Vorfällen führen automatisch zu Verbesserungsmaßnahmen. Der PDCA-Zyklus ist nachvollziehbar dokumentiert.

Vermeidet: Stillstand des ISMS nach der Zertifizierung.

Werkzeuge & Methoden zur Vermeidung typischer ISO 27001-Fehler

📘 Wiki.js / ISMS-Tool

Nutzung zentraler Plattformen zur strukturierten Dokumentation, Nachweisführung und Versionierung. Ideal zur Ablösung von Excel- und PDF-Sammlungen.

Sorgt für Transparenz und Nachvollziehbarkeit im Audit.

📋 Checklisten & Templates

Verwendung normkonformer Vorlagen für Scope, Risiken, SoA und Managementbewertung – angepasst an die Unternehmensgröße und Struktur.

Hilft, keine Normanforderung zu übersehen.

🧭 RACI-Matrix

Definiert Verantwortlichkeiten klar (Responsible, Accountable, Consulted, Informed). Ideal zur Trennung von ISB-, IT- und Managementaufgaben.

Reduziert Konflikte und Unklarheiten bei Zuständigkeiten.

🕒 Awareness-Kalender

Planung regelmäßiger Informationssicherheits-Trainings, Phishing-Tests und Sensibilisierungsaktionen über das Jahr hinweg.

Sichert Nachhaltigkeit und Auditnachweise (Kapitel 7.3).

📊 Kennzahlen-Dashboard

Visualisierung zentraler ISMS-Kennzahlen: Vorfälle, Audit-Findings, offene Maßnahmen, Schulungsquote, KPI-Trends.

Unterstützt Managemententscheidungen mit Fakten statt Bauchgefühl.

⚙️ Interner Auditplan

Systematische Auditplanung über mehrere Jahre mit Themenrotation, Verantwortlichkeiten und Nachverfolgung.

Stärkt den kontinuierlichen Verbesserungsprozess (Kapitel 9.2).

🔁 Maßnahmen-Tracker

Nachverfolgung offener Findings und Verbesserungsmaßnahmen mit Status-Updates, Verantwortlichen und Deadlines.

Schließt den PDCA-Kreis und zeigt Wirksamkeit gegenüber Auditoren.

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Vermeiden Sie die sieben Todsünden der ISO 27001 – und starten Sie mit einer strukturierten, auditfesten Vorbereitung. Wir unterstützen Sie bei Risikoanalyse, SoA, Managementbewertung und Awareness-Programmen.

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Stefan Stroessenreuther

Stefan Stroessenreuther

Consulting Qualitätsmanagement ISO 9001 | Personenzertifizierter IATF 16949 und VDA 6.3 Auditor | Information Security Officer ISO/IEC 27001 | Dozent IMB Integrations Modell Bayreuth | Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Qualität | Lead Auditor ISO 14001 | Lead Auditor ISO 45001 | Lead Auditor ISO 9001

Berechnung der durchschnittlichen Zertifizierungskosten ISO 9001

Qualitätsmanagement Beratung ISO 9001 - kompetent und flexibel