Zertifizierung – unabhängig oder im Interesse der Zertifizierten? Die Rolle der DAkkS
Zertifizierungen sind ein zentraler Hebel für Qualität, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Doch wie unabhängig sind die Organisationen, die diese Zertifikate vergeben? Dieser Beitrag beleuchtet die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS), ihre Aufgaben und typische Spannungsfelder zwischen Unabhängigkeit, Wirtschaftsnähe und öffentlichem Interesse.
Die DAkkS und ihre Aufgaben
Die DAkkS ist die nationale Akkreditierungsstelle in Deutschland. Sie akkreditiert Konformitätsbewertungsstellen – darunter Zertifizierungsstellen, Prüflaboratorien und Inspektionsstellen – und überwacht deren Arbeit. Grundlage sind das deutsche Akkreditierungsstellengesetz (AkkStelleG) sowie internationale Regelwerke (z. B. IAF- und EA-Vorgaben).
- Sicherstellen von Kompetenz & Unparteilichkeit: Begutachtung von Personal, Verfahren und Governance.
- Regelmäßige Überwachung: Re-Bewertungen, Dokumentenprüfungen und Witness-Audits im Feld.
- Harmonisierung: Umsetzung internationaler Leitlinien für weltweit vergleichbare Zertifikate.
Eigentümerstruktur & Fragen der Unabhängigkeit
Die DAkkS ist eine GmbH. Aus der Eigentümerstruktur ergeben sich legitime Fragen nach Unabhängigkeit und Interessenkonflikten. Kritische Stimmen befürchten Einflussnahmen zugunsten wirtschaftlicher Interessen; Befürworter verweisen auf gesetzliche Bindungen, Transparenzpflichten und die aufsichtsrechtliche Kontrolle.
- Potenzielle Spannungsfelder: Wirtschaftsnähe vs. neutraler Aufsichtsauftrag.
- Gegenmechanismen: Rechtsrahmen (AkkStelleG), ministerielle Aufsicht, Compliance-Regeln, Offenlegung und internationale Peer-Evaluations im IAF/EAsystem.
- Praktischer Prüfstein: Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen, konsistente Anwendung der Normen und Widerspruchswege.
Strengere Prüfungen & engmaschige Überwachung
In den letzten Jahren wurden die Anforderungen an Zertifizierungsstellen spürbar angehoben – mit Folgen für Aufwand, Kosten und Auditdichte.
Intensive Akkreditierungsverfahren
Vor Akkreditierung: umfassende Begutachtung von Qualifikation, Unabhängigkeit, Prozessen, IT/IS und Beschwerdemanagement. Fokus: Kompetenz, Konsistenz, Unparteilichkeit.
Begutachtungen & Witness-Audits
Neben Dokumentenprüfungen begleiten DAkkS-Begutachter Audits live beim Kunden, um Normkonformität und Methodik „am realen Fall“ zu bewerten.
Höhere Anforderungen an Dokumentation & Auditoren
Nachweise zu Kompetenzprofilen, Fortbildungen, Rotation, Team-Audits und den Audit-Trail je Entscheidung sind Pflicht. Ergebnis: höhere Transparenz – aber auch mehr Aufwand.
Unabhängigkeit & Vermeidung von Interessenkonflikten
Strikte Trennung von Beratung & Zertifizierung
Zertifizierer dürfen nicht beraten und später zertifizieren. Diese Trennung ist Kern der ISO/IEC 17021-1 und reduziert Interessenkonflikte.
Rotation & Team-Audits
Auditoren wechseln turnusmäßig; komplexere Audits erfolgen im Team. Beides stärkt Objektivität und bringt neue fachliche Perspektiven in die Bewertung.
Auswirkungen für Unternehmen – besonders KMU
Steigende Kosten & längere Auditzeiten
Mehr Dokumentation, schärfere Qualifikationsanforderungen und Witness-Audits erhöhen den Aufwand. Für KMU sind Budgetplanung, förderfähige Beratung und Eigenleistung (z. B. Doku-Vorbereitung) entscheidend.
Prozessoptimierung als Chance
Höhere Nachweise erzwingen bessere Prozessreife. Wer Auditvorgaben nutzt, um Fehlerkosten zu senken und Risikomanagement zu stärken, profitiert doppelt.
Vorteile für Markt & Vertrauen
Zuverlässigkeit & Glaubwürdigkeit
Streng überwachte Zertifizierungsstellen liefern robuste, nachvollziehbare Ergebnisse. Unternehmen und Verbraucher können sich auf die Aussagekraft von Zertifikaten verlassen.
Mehr Transparenz
Dokumentations- und Nachweispflichten schaffen Einblick in Auditlogik, Bewertungsgrundlagen und Entscheidungen – ein Plus für Compliance und Governance.
Branchenweites Qualitätsniveau
Die konsequenten Maßstäbe der DAkkS treiben das Niveau von Managementsystemen in vielen Sektoren nach oben – mit Vorteilen für Lieferkettenstabilität, Produktsicherheit und Kundenzufriedenheit.
Fazit – Unabhängigkeit stärken, Vertrauen sichern
Die DAkkS hebt die Messlatte für Zertifizierungsstellen kontinuierlich an. Schärfere Prüfungen, engmaschige Überwachung und höhere Nachweispflichten erhöhen Aufwand und Kosten – stärken aber zugleich Glaubwürdigkeit, Transparenz und Marktfähigkeit von Zertifikaten. Kritische Beobachtung bleibt wichtig, ebenso wie die fortlaufende Transparenz der Entscheidungen.
Für Unternehmen gilt: Nutzen Sie die Anforderungen als Chance zur Prozessreife. So werden Audits vom „Muss“ zum Wettbewerbsvorteil.

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Erfahren Sie, wie die DAkkS Zertifizierer überwacht, welche Qualifikationen Auditoren erfüllen müssen und warum die gestiegenen Standards sowohl Qualität sichern als auch den Zertifizierungsmarkt verändern.
❓ FAQ – DAkkS & Anforderungen an Zertifizierungsstellen
Die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) legt die Qualitäts- und Kompetenzanforderungen an Zertifizierungsstellen in Deutschland fest. Diese FAQ beantwortet die häufigsten Fragen rund um Akkreditierung, Unabhängigkeit, Auditorenanforderungen und die Rolle der DAkkS im internationalen Zertifizierungssystem.
🔹 Was ist die Aufgabe der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS)?
Die DAkkS ist die nationale Akkreditierungsstelle Deutschlands. Sie prüft und bestätigt die Kompetenz, Unabhängigkeit und Objektivität von Zertifizierungs-, Prüf- und Inspektionsstellen. Durch regelmäßige Begutachtungen, Dokumentenprüfungen und Witness-Audits stellt sie sicher, dass diese Stellen international gültige Normen wie ISO/IEC 17021-1 einhalten.
🔹 Wie läuft die Akkreditierung einer Zertifizierungsstelle ab?
Vor Aufnahme ihrer Tätigkeit muss eine Zertifizierungsstelle ein umfangreiches Akkreditierungsverfahren durchlaufen. Dabei überprüft die DAkkS Fachkompetenz, Managementsystem, Dokumentationsprozesse, Unabhängigkeit der Auditoren sowie deren Qualifikationsnachweise. Erst nach erfolgreicher Bewertung erhält die Stelle eine Akkreditierungsurkunde und wird fortlaufend überwacht.
🔹 Welche Norm gilt für die Anforderungen an Zertifizierungsstellen?
Zertifizierungsstellen müssen die Vorgaben der ISO/IEC 17021-1 erfüllen. Diese Norm beschreibt die Anforderungen an Stellen, die Managementsysteme auditieren und zertifizieren. Sie regelt unter anderem Unabhängigkeit, Objektivität, Kompetenz, Vertraulichkeit und die Verantwortung für Zertifizierungsentscheidungen.
🔹 Was bedeutet ein Witness-Audit der DAkkS?
Ein Witness-Audit ist eine Begutachtung, bei der Vertreter der DAkkS ein Audit der Zertifizierungsstelle live vor Ort begleiten. Ziel ist, die praktische Anwendung der Norm, die Neutralität der Auditoren und die Qualität der Bewertungen zu prüfen. So wird die Objektivität und Konsistenz des Zertifizierungsprozesses sichergestellt.
🔹 Warum sind die Anforderungen an Zertifizierer strenger geworden?
Die gestiegenen Anforderungen sollen Objektivität, Kompetenz und Glaubwürdigkeit sichern. Hintergrund sind neue regulatorische Vorgaben, wachsende technologische Komplexität und der Fokus auf Nachhaltigkeit. Auditoren müssen ihre fachliche und soziale Eignung regelmäßig nachweisen, was die Qualität der Zertifizierungen erhöht – aber auch die Kosten steigen lässt.
🔹 Welche Rolle spielt die IAF im internationalen Akkreditierungssystem?
Die IAF (International Accreditation Forum) ist der weltweite Zusammenschluss nationaler Akkreditierungsstellen. Sie legt die globalen Regeln für Akkreditierung und Zertifizierung fest und gewährleistet die gegenseitige Anerkennung (Multilateral Recognition Agreements, MLA). Damit wird sichergestellt, dass ein Zertifikat, das in Deutschland durch eine von der DAkkS akkreditierte Stelle ausgestellt wurde, auch international anerkannt wird.
🔹 Wie profitieren Unternehmen von strengeren DAkkS-Anforderungen?
Strenge Überwachung und präzise Qualifikationsanforderungen erhöhen die Zuverlässigkeit und Vergleichbarkeit von Zertifikaten. Unternehmen erhalten durch DAkkS-akkreditierte Zertifizierungen einen nachweislich unabhängigen Qualitätsnachweis, der Vertrauen bei Kunden, Behörden und Partnern schafft.
