Was ist die ISO 27701?
Die ISO 27701 ist eine internationale Norm, die als Erweiterung zur ISO 27001 entwickelt wurde, um Unternehmen bei der Implementierung und dem Management eines Datenschutzmanagementsystems (Privacy Information Management System, PIMS) zu unterstützen. Sie ist besonders relevant, weil sie einen systematischen Ansatz für die Einhaltung von Datenschutzgesetzen und -vorschriften – wie der EU-DSGVO – bietet. Organisationen erhalten damit einen klaren Rahmen, um Rollen & Verantwortlichkeiten im Datenschutz zu definieren, Verarbeitungsaktivitäten nachvollziehbar zu dokumentieren, Risiken für personenbezogene Daten zu bewerten und wirksame Maßnahmen (technisch wie organisatorisch) zu etablieren. In Kombination mit ISO 27001 entsteht so ein integriertes Managementsystem, das Informationssicherheit und Datenschutz nahtlos verbindet.
Was ist PIMS (Privacy Information Management System)?
Ein PIMS ist ein Datenschutzmanagementsystem, das auf der ISO 27701 basiert und als Erweiterung zur ISO 27001 dient. Es kombiniert Datenschutz und Informationssicherheit zu einem einheitlichen System – ideal für Unternehmen, die DSGVO-konform arbeiten und ihre Datenschutzprozesse strukturiert dokumentieren möchten.
Ziele eines PIMS
Das PIMS sorgt für einen systematischen, nachweisbaren Datenschutzprozess im Unternehmen. Ziel ist die Einhaltung der DSGVO, die Vermeidung von Datenschutzverletzungen und der Aufbau von Vertrauen bei Kunden, Partnern und Aufsichtsbehörden.
- Schutz personenbezogener Daten (PII)
- Klare Verantwortlichkeiten und Prozesse
- Transparente Kommunikation und Nachweise
Vorteile für Unternehmen
Ein PIMS nach ISO 27701 schafft messbaren Mehrwert: Es integriert Datenschutz in die bestehende Sicherheitsstruktur und erleichtert die Zertifizierung. Unternehmen profitieren langfristig von Rechtssicherheit und klaren Strukturen.
- Nachweisbare DSGVO-Compliance
- Höheres Vertrauen durch Zertifizierung
- Geringeres Risiko von Datenpannen
Zusammenhang mit ISO 27001
Während die ISO 27001 den Rahmen für allgemeine Informationssicherheit bildet, erweitert ISO 27701 dieses System um Datenschutzanforderungen. Gemeinsam schaffen sie eine ganzheitliche Sicherheitsarchitektur.
- Integration in bestehende ISMS-Strukturen
- Synergien zwischen Sicherheit & Datenschutz
- Vermeidung doppelter Dokumentation
Praxisbeispiel
Ein mittelständisches Softwareunternehmen kombinierte sein bestehendes ISO 27001-System mit einem PIMS nach ISO 27701. Dadurch konnte es Kundendaten DSGVO-konform verwalten, externe Audits vereinfachen und gleichzeitig die IT-Sicherheitsstrategie verbessern. Das Ergebnis: höhere Rechtssicherheit und nachweisbare Vertrauenswürdigkeit.

Der Aufbau eines Informationssicherheits- und Datenschutzmanagementsystems (ISMS) nach den Standards ISO 27001 und 27701 bietet eine systematische Herangehensweise zur Sicherung sensibler Informationen und zum Schutz der Privatsphäre von Kunden und Mitarbeitern.
Unsere Experten unterstützen Sie bei der Implementierung eines solchen Systems, das die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften gewährleistet und das Vertrauen in Ihr Unternehmen stärkt.
ISO 27701 – PIMS
Datenschutz erweitern, Informationssicherheit stärken – die ISO 27701 schafft die Brücke zwischen IT-Sicherheit und Privatsphäre.
Einführung und Zielsetzung
Die ISO 27701 wurde im August 2019 von der Internationalen Organisation für Normung (ISO) veröffentlicht und ergänzt die ISO 27001 um einen strukturierten Ansatz für den Datenschutz. Sie definiert Anforderungen und Leitlinien für den Aufbau, Betrieb und die kontinuierliche Verbesserung eines Privacy Information Management Systems (PIMS). Ziel ist es, Datenschutzrisiken zu erkennen, zu bewerten und zu behandeln, um die Privatsphäre betroffener Personen zu schützen und die gesetzliche Compliance – insbesondere im Sinne der DSGVO – sicherzustellen.
Erweiterung bestehender Managementsysteme
Die Norm wird in Kombination mit der ISO 27001 und der ISO 27002 eingesetzt und erweitert diese um datenschutzspezifische Kontrollen. Damit können Unternehmen Informationssicherheit und Datenschutz in einem einheitlichen Managementsystem abbilden. Besonders relevant ist sie für Organisationen, die personenbezogene Daten verarbeiten – sei es als Verantwortliche oder als Auftragsverarbeiter.
Struktur und Inhalte der Norm
Die ISO 27701 umfasst Bereiche wie Risikomanagement, Führung und Verantwortlichkeiten, Datenschutzziele, Schulungen sowie Kommunikation. Sie integriert zudem die DSGVO-Anforderungen direkt in ihre Struktur und bietet konkrete Leitlinien für Verantwortliche und Auftragsverarbeiter. So entsteht ein praxisnaher Standard, der nicht nur rechtliche Anforderungen erfüllt, sondern die Informationssicherheit strategisch stärkt.
Praktischer Nutzen und Anwendung
Mit der Einführung eines PIMS nach ISO 27701 verbessern Unternehmen ihre Fähigkeit, Verantwortlichkeiten transparent darzustellen, Risikobewertungen zu dokumentieren und Nachweise für Audits effizient zu erbringen. Dies ist besonders hilfreich in Branchen mit hohen Datenschutzanforderungen wie dem Gesundheitswesen, der Finanzbranche oder der IT-Dienstleistung.
Vorteile der ISO 27701
Die Implementierung der ISO 27701 bietet Unternehmen eine Vielzahl an strategischen und operativen Vorteilen – von rechtlicher Sicherheit bis hin zu gesteigertem Vertrauen bei Kunden und Partnern.
Compliance und Rechtssicherheit
Durch die Einhaltung der ISO 27701 stellen Unternehmen sicher, dass sie die Vorgaben relevanter Datenschutzgesetze – insbesondere der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) – erfüllen. Die Norm hilft, datenschutzrechtliche Pflichten systematisch umzusetzen, Nachweise bereitzuhalten und Risiken wie Bußgelder oder Haftungsfälle deutlich zu verringern. Somit wird Datenschutz von einer reaktiven Pflicht zu einem proaktiven Bestandteil der Unternehmensstrategie.
Vertrauen und Reputation
Eine Zertifizierung nach ISO 27701 signalisiert klar: Das Unternehmen nimmt Datenschutz ernst und verfügt über ein strukturiertes, überprüfbares Privacy Information Management System (PIMS). Dieses Vertrauen schafft Wettbewerbsvorteile – insbesondere bei der Zusammenarbeit mit internationalen Kunden, öffentlichen Auftraggebern oder Partnern aus stark regulierten Branchen wie Finanzen oder Gesundheitswesen.
Strukturiertes Risikomanagement
Mit ISO 27701 wird Datenschutzrisiko transparent messbar. Unternehmen können Risiken systematisch identifizieren, bewerten und behandeln – von unberechtigtem Datenzugriff über mangelhafte Löschprozesse bis hin zu unklaren Verantwortlichkeiten. Dadurch lassen sich Datenschutzverletzungen und deren Folgeschäden (finanziell wie reputativ) nachhaltig vermeiden. Die Norm macht Risikoanalyse zu einem kontinuierlichen Prozess – nicht zu einer einmaligen Aufgabe.
Integration in bestehende Systeme
Da die ISO 27701 eine Erweiterung der ISO 27001 ist, lässt sie sich nahtlos in ein bestehendes Informationssicherheits-Managementsystem (ISMS) integrieren. Dadurch sinkt der Implementierungsaufwand erheblich, während die Organisation gleichzeitig ein vollumfängliches System für Informationssicherheit und Datenschutz erhält. Diese integrierte Struktur spart Zeit, Kosten und erleichtert die Zertifizierung deutlich.
Zusammenfassung
Die ISO 27701 bietet Organisationen einen klaren, strukturierten und praxisorientierten Rahmen für den Aufbau und die kontinuierliche Verbesserung eines Datenschutzmanagementsystems (PIMS). Sie schließt die Lücke zwischen Informationssicherheit (ISO 27001) und Datenschutz (DSGVO) und ermöglicht Unternehmen, beide Bereiche effektiv miteinander zu verbinden.
Organisationen, die die Anforderungen der ISO 27701 umsetzen, schaffen nicht nur Rechtssicherheit im Umgang mit personenbezogenen Daten, sondern erhöhen auch die Vertrauensbasis gegenüber Kunden, Partnern und Aufsichtsbehörden. Die Norm fördert Transparenz, Verantwortlichkeit und eine proaktive Herangehensweise an Datenschutzrisiken – anstatt nur auf Vorfälle zu reagieren.
Mit der ISO 27701 gelingt es Unternehmen, Datenschutz nicht als reine Pflicht zu betrachten, sondern als strategischen Erfolgsfaktor. Sie stärkt das Bewusstsein für Informationssicherheit auf allen Ebenen, fördert klare Prozesse und unterstützt eine Unternehmenskultur, in der Datenschutz aktiv gelebt wird – ein echter Wettbewerbsvorteil in der digitalen Wirtschaft.
Rollen und Verantwortlichkeiten im PIMS (ISO 27701)
PIMS-Beauftragte/r
Verantwortlich für Aufbau, Betrieb und kontinuierliche Verbesserung des PIMS. Steuert Risiko- und Maßnahmenmanagement, koordiniert Audits, pflegt Nachweise (z. B. SoA-Erweiterungen, Verarbeitungsaktivitäten) und berichtet ans Management. Drehscheibe zwischen Datenschutz, IT und Fachbereichen.
Datenschutzbeauftragte/r (DSB)
Unabhängige Rolle gemäß DSGVO. Berät und überwacht Compliance, prüft DSFA, Einwilligungen, Informationspflichten, Betroffenenrechte und melderelevante Vorfälle. Schnittstelle zu Aufsichtsbehörden, unterstützt Schulungen und Awareness.
ISMS-/IT-Sicherheitsbeauftragte/r
Verknüpft technische Kontrollen der ISO 27001 (Zugriff, Logging, Verschlüsselung, Patch/Vuln, Backup/Restore) mit den PIMS-Anforderungen der ISO 27701. Verantwortet Evidenzen aus Systemen und die technische Umsetzung von TOMs.
Prozesseigner/innen in den Fachbereichen
Verantwortlich für korrekte Verarbeitung personenbezogener Daten im Tagesgeschäft. Pflegen Verarbeitungsverzeichnis, definieren Löschfristen, überwachen Zugriffe und stellen Nachweise bereit. Melden Änderungen oder Vorfälle an PIMS/DSB.
Recht und Compliance
Übersetzt regulatorische Anforderungen in Richtlinien, prüft Verträge (AVV, SCC, Joint Control), begleitet internationale Datenflüsse und Third-Party-Risiken. Pflegt Rechtskataster und unterstützt bei Audits und Maßnahmen-Tracking.
Top-Management
Gibt die Datenschutzpolitik vor, stellt Ressourcen bereit, priorisiert Risiken und Ziele, entscheidet im Management-Review. Setzt den Ton für gelebten Datenschutz als Bestandteil der Unternehmenskultur.
Verantwortliche vs. Auftragsverarbeiter
ISO 27701 konkretisiert Pflichten für Controller und Processor. Best Practice: klären, wer welche Rolle hat, dokumentieren Verantwortlichkeiten vertraglich (AVV, SCC), Risiken bewerten und Kontrollen pro Rolle nachweisen.
Häufige Fehler bei der Umsetzung der ISO 27701 – und wie man sie vermeidet
1. PIMS nicht ins ISMS integriert
Ein separates „Datenschutz-Silo“ führt zu Doppelarbeit und Lücken. Besser: Prozesse, Audits, KPIs und Reviews gemeinsam planen (HLS nutzen).
2. Unklare Rollen zwischen DSB, PIMS und IT
Überschneidungen kosten Wirksamkeit. Rollenmatrix (RACI) definieren, Unabhängigkeit des DSB wahren, Schnittstellen dokumentieren.
3. Datenflüsse und Verzeichnis unvollständig
Incomplete Records gefährden Nachweise. Alle Systeme, Zwecke, Rechtsgrundlagen, Löschfristen, Empfänger und Länderübermittlungen erfassen.
4. DSFA wird zu spät durchgeführt
Datenschutz-Folgenabschätzung rechtzeitig einplanen, Ergebnisse in Maßnahmen und Verträge überführen, Wirksamkeit prüfen.
5. Nachweise zu Einwilligung und Informationspflicht fehlen
Einwilligungen versionieren, Widerruf dokumentieren, Informationspflichten je Zielgruppe nachweisen (Web, App, Vertrag).
6. Lieferanten- und Cloud-Risiken unterschätzt
AVV, TOMs, SCC und Joint Control sauber regeln, regelmäßige Bewertungen/Audits, Exit- und Incident-Regeln festlegen.
7. Schulungen und Awareness nicht verankert
Pflichttrainings und Kurzformate (Mikro-Learning), Phishing-Tests, On-/Offboarding-Regeln, dokumentierte Teilnahme.
8. Incident Response und Meldungen ungeklärt
Meldeketten, 72h-Bewertung, Forensik, Kundenkommunikation festlegen, Übungen durchführen, Lessons Learned dokumentieren.
9. Löschkonzept und Aufbewahrung fehlen
Retention-Policy definieren, technische Umsetzung prüfen, Löschprotokolle als Nachweis führen, Testläufe dokumentieren.
10. Keine KPIs und Leistungsbewertung
PIMS-KPIs definieren (DSFA-Quote, Betroffenenrechte-Durchlaufzeit, Incident-Zeit bis Containment), im Management-Review auswerten.
Weiterführende Themen zu ISO 27701 & Datenschutzmanagement
FAQ – ISO 27701 & Datenschutzmanagement
Was ist die ISO 27701?
Die ISO 27701 ist eine Erweiterung der ISO 27001 und legt Anforderungen und Leitlinien für ein Datenschutzmanagementsystem (PIMS) fest. Sie unterstützt Unternehmen dabei, personenbezogene Daten zu schützen und die Einhaltung der DSGVO sicherzustellen.
Für wen ist die ISO 27701 relevant?
Die Norm eignet sich für Unternehmen jeder Größe und Branche, die personenbezogene Daten verarbeiten – unabhängig davon, ob sie Verantwortliche oder Auftragsverarbeiter im Sinne der DSGVO sind.
Welche Vorteile bietet eine ISO 27701-Zertifizierung?
Eine Zertifizierung stärkt Vertrauen bei Kunden, erleichtert die Einhaltung von Datenschutzgesetzen, senkt das Risiko von Bußgeldern und kann Wettbewerbsvorteile schaffen – besonders in stark regulierten Branchen.
Wie unterscheidet sich ISO 27701 von ISO 27001?
ISO 27001 behandelt Informationssicherheit allgemein, während ISO 27701 speziell auf Datenschutz abzielt. Sie ergänzt das bestehende ISMS um Prozesse und Maßnahmen zum Schutz personenbezogener Daten.
Ist ISO 27701 mit der DSGVO kompatibel?
Ja. Die Norm wurde entwickelt, um die Anforderungen der DSGVO und anderer Datenschutzgesetze abzubilden und zu operationalisieren. Sie bietet einen nachvollziehbaren Nachweis für Datenschutz-Compliance.
Kann ISO 27701 unabhängig von ISO 27001 angewendet werden?
Nein, ISO 27701 baut auf ISO 27001 und 27002 auf. Sie kann nicht isoliert angewendet werden, sondern erweitert ein bestehendes Informationssicherheitsmanagementsystem.
Welche Anforderungen stellt ISO 27701 an Unternehmen?
Unternehmen müssen Richtlinien und Verfahren zur Verarbeitung personenbezogener Daten festlegen, Verantwortlichkeiten definieren und Risiken im Umgang mit personenbezogenen Daten regelmäßig bewerten.
Wie läuft ein Audit nach ISO 27701 ab?
Das Audit erfolgt in zwei Phasen: Zunächst werden Dokumentationen und Richtlinien geprüft (Stufe 1), danach erfolgt die Bewertung der praktischen Umsetzung (Stufe 2). Anschließend folgen jährliche Überwachungsaudits.
Welche Unternehmen sind bereits nach ISO 27701 zertifiziert?
Insbesondere große Technologieunternehmen, Banken, Versicherungen und IT-Dienstleister setzen auf ISO 27701, um Datenschutz-Compliance strukturiert und international anerkannt nachzuweisen.
Wie kann SMCT MANAGEMENT bei der Einführung unterstützen?
Wir begleiten Unternehmen bei der Einführung und Zertifizierung nach ISO 27701 – vom Aufbau des PIMS über Schulungen bis hin zur Auditvorbereitung. Hier erfahren Sie mehr.