Lenkung fehlerhafte Produkte
Unter “Lenkung fehlerhafter Produkte” versteht man die Prozesse und Maßnahmen, die ergriffen werden, um sicherzustellen, dass fehlerhafte oder nicht konforme Produkte oder Komponenten erkannt, isoliert, dokumentiert und korrigiert werden, bevor sie an Kunden geliefert werden oder in den Produktionsprozess gelangen. Die Lenkung fehlerhafter Produkte zielt darauf ab, die Qualität und Sicherheit von Fahrzeugen zu gewährleisten und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Zu den Hauptelementen der Lenkung fehlerhafter Produkte in der IATF 16949 gehören:
- Identifizierung:
Unternehmen müssen Prozesse und Kontrollen einführen, um fehlerhafte Produkte während der Fertigung, Montage und Prüfung schnell zu identifizieren und zu kennzeichnen. Dies kann durch Inspektionen, Tests oder Überwachung von Prozessleistungskennzahlen erfolgen.
- Trennung und Isolierung:
Fehlerhafte Produkte sollten von konformen Produkten getrennt und isoliert werden, um die Verwendung oder Auslieferung von fehlerhaften Produkten zu verhindern. Dies kann durch den Einsatz von Sperrbereichen, speziellen Kennzeichnungen oder physischen Barrieren erreicht werden.
- Dokumentation:
Unternehmen müssen die Identifizierung, Isolierung und Behandlung von fehlerhaften Produkten dokumentieren. Dies kann Informationen über den Fehler, die betroffenen Produkte, die ergriffenen Maßnahmen und die Verantwortlichen für die Korrekturmaßnahmen umfassen.
- Korrekturmaßnahmen:
Unternehmen müssen geeignete Korrekturmaßnahmen ergreifen, um fehlerhafte Produkte zu reparieren, nachzubessern oder zu ersetzen, bevor sie an Kunden geliefert werden oder in den Produktionsprozess gelangen. Korrekturmaßnahmen können auch die Identifizierung und Beseitigung der Ursachen für Fehler beinhalten, um das Wiederauftreten von Fehlern zu verhindern.
- Überwachung und Überprüfung:
Unternehmen müssen die Wirksamkeit ihrer Prozesse zur Lenkung fehlerhafter Produkte überwachen und überprüfen, um kontinuierliche Verbesserungen zu identifizieren und die Qualität und Sicherheit ihrer Produkte zu gewährleisten.
Kundenvorgaben beachten
Die Organisation muss die anwendbaren, vom Kunden spezifizierten Vorgaben zur Lenkung fehlerhafter Produkte befolgen. Dabei ist zu beachten, dass alle Mitarbeiter der Produktion eine Schulung zur Eingrenzung und Aussonderung von nichtkonformen Produkten aus den Produktionsprozess erhalten. Siehe auch Kapitel 8.7.1.2 und 8.7.1.3 (IATF 16949). Die ISO 9001 bezieht sich auf die Steuerung nichtkonformer Ergebnisse in Kapitel 8.7. Die Gefahr oder das Risiko ist immer, dass fehlerverdächtige Produkte zum Kunden gelangen können. Deshalb ist es wichtig, die Lager- und Umlaufbestände zu überprüfen. Auch was derzeit in der Pipeline (Spedition) zum Kunden unterwegs ist.
Nichtkonforme Produkte können einen hohen Schaden anrichten und verursachen immer neben einen Image Verlust auch Gewährleistungsforderungen der Kunden. Sollten Produkte mit Auswirkung auf “Leib und Leben” ausgeliefert worden sein, ist sofort der Kunde darüber zu informieren. Alle Produkte sind daraufhin sofort auszusondern und müssen, wenn es die Wirtschaftlichkeit erlaubt, 100% kontrolliert werden. Ansonsten bleibt nur die Verschrottung. Produkte mit Auswirkung auf “Leib und Leben” dürfen weder nachgearbeitet noch repariert werden.
Verarbeitung Prozess
Steuerung nichtkonformer Ergebnisse
Im Kapitel 8, Abschnitt 8.7.1 heisst es, dass die Organisation sicherstellen muss, dass Ergebnisse, die die Anforderungen nicht erfüllen, gekennzeichnet und gesteuert werden müssen, um den unbeabsichtigten Gebrauch zu verhindern. Im Gegensatz zur IATF 16949 spricht die ISO 9001 nur, dass die Anforderungen nach einer Korrektur verifiziert werden müssen. Eine Ursachenanalyse muss nicht zwingend durchgeführt werden. Es sollte aber im Interesse der Organisation liegen eine ordentliche Fehleranalyse durchzuführen. Nur so kann der Fehler auch konsequent abgestellt werden.
Lenkung reparierter Produkte
Wenn fehlerhafte Produkte repariert werden können, muss im Vorfeld der Reparatur eine Risikoanalyse (z.B. FMEA) durchgeführt werden um die Risiken im Reparaturprozess zu bewerten. Gibt es Vereinbarungen mit den Kunden bzgl. der Freigabe, muss vor der Entscheidung eine Freigabe des Kunden eingeholt werden. Die Organisation muss über einen dokumentierten Prozess für die Durchführung von Reparaturen verfügen, der mit dem Produktionslenkungsplan in Einklang steht. Ferner muss für den Reparaturprozess eine Arbeitsanweisung (Standard Work) erstellt werden wie die Reparatur durchzuführen ist und wie die Rückverfolgbarkeit der Produkte sichergestellt werden kann. Für die Kundenfreigabe muss eine Sonderfreigabe des Kunden eingeholt werden. Als dokumentierte Information (Nachweis) muss die reparierte Menge, Verbleib, Verteilungsdatum und maßgeblicher Informationen zur Rückverfolgbarkeit dokumentiert werden.
Lenkung nachgearbeiteter Produkte
Analog zum Reparaturprozess muss bei der Nacharbeit von Produkten ebenfalls eine Risikoanalyse durchgeführt werden um den Nacharbeitsprozess zu bewerten. Eine Freigabe (Sonderfreigabe) des Kunden ist ggf. anzufordern. Auch hier fordert die IATF 16949 einen dokumentierten Prozess in Übereinstimmung mit dem Produktionslenkungsplan. Eine Arbeitsanweisung für die Durchführung der Nacharbeit ist zu erstellen und als dokumentierte Information ist die nachgearbeitete Menge, Verbleib, Verteilungsdatum und maßgeblicher Informationen sicherzustellen und zu dokumentieren.