
Stage 1 Audit Bereitschaftsbewertung
Die Bereitschaftsbewertung ist der erste verbindliche Schritt, bevor ein Unternehmen zur Erstzertifizierung nach IATF 16949 zugelassen wird. Im Stage 1 Audit überprüft der Auditor der Zertifizierungsstelle, ob das Qualitätsmanagementsystem vollständig umgesetzt ist und ob alle dokumentierten Nachweise für das Stage 2 Audit vorliegen. Erst nach erfolgreicher Bereitschaftsbewertung erfolgt die Zulassung zur Erstzertifizierung.
Ziel und Zweck des Stage 1 Audits
Bewertung der Systemreife
Das Stage 1 Audit dient der Feststellung, ob das Unternehmen alle Forderungen aus IATF 16949 und ISO 9001 dokumentiert und implementiert hat. Der Auditor prüft, ob die Systemreife für eine Erstzertifizierung ausreicht.
Überprüfung der Dokumentation
Alle zentralen Nachweise wie Prozesslandschaft, Managementbewertung, interne Audits, Kennzahlen oder CSR müssen vorliegen. Fehlende Dokumente führen zur Wiederholung der Bereitschaftsbewertung.
Freigabe für das Stage 2 Audit
Erst nach bestandener Dokumentenprüfung erteilt die Zertifizierungsstelle die Freigabe für das Erstzertifizierungsaudit. Die Bereitschaftsbewertung entscheidet somit über die Auditfähigkeit.
Ablauf der Bereitschaftsbewertung
Einblick in das Organigramm
Zunächst wird ein aktuelles Organigramm eingesehen. Dieses muss alle benannten Verantwortlichkeiten der IATF 16949 enthalten. Dazu gehören die Beauftragungen, die Prozesseigner und die relevanten Rollen der Organisation.
Prüfung des Scopes
Der Auditor überprüft den Scope der ISO 9001 Zertifikate sowie dessen Konformität mit der IATF 16949. Begriffe wie Vertrieb dürfen nicht enthalten sein. Gegebenenfalls wird der Scope angepasst, z. B. von Herstellung und Vertrieb zu Herstellung.
Bewertung ausgegliederter Prozesse
Prozesse wie Härten, Beschichten, Wärmebehandlung oder Oberflächenbearbeitung müssen eindeutig dokumentiert und im Managementsystem berücksichtigt sein. Standorte mit unterschiedlicher Adresse werden als Remote Location eingestuft.
Prüfung der Prozesslandschaft
Alle Prozesse der Organisation werden gesichtet. Wertschöpfende Prozesse wie Vertrieb, Entwicklung, Arbeitsvorbereitung, Einkauf und Produktion müssen vollständig beschrieben sein. Die IT muss als Unterstützungsprozess enthalten sein, inklusive Notfallplan und Cybersicherheitsmaßnahmen.
Sanktionierte Interpretation Nr. 22
Die IATF fordert, dass Mitarbeiter potenzielle Probleme und Cyberangriffe erkennen können. Der Auditor prüft deshalb die Schulungen der Mitarbeiter sowie die Dokumentation zur Sensibilisierung.
CSR und Kundenportale
Der Auditor sieht ein, welche Kundenanforderungen bestehen und wie die Organisation diese berücksichtigt. Beispiele sind ZF QD 83 oder Portale wie Supplier On.
Betriebsrundgang
Im Rundgang erfolgt eine stichprobenartige Prüfung der maschinenbezogenen Dokumentation. Dazu gehören Erststückfreigaben, Prozessfreigaben und Aushänge.
Ergebnis des Stage 1 Audits
Freigabe für das Stage 2 Audit
Ist das Managementsystem vollständig und konform, erfolgt die Freigabe für die Erstzertifizierung. Der Auditor erstellt anschließend den Auditplan für das Stage 2 Audit.
Wiederholung bei Abweichungen
Werden IATF Abweichungen festgestellt, muss die Bereitschaftsbewertung wiederholt werden. Eine Teilnahme am Stage 2 Audit ist erst nach vollständiger Korrektur möglich.
Übergabe der Unterlagen an den Auditor
Nach erfolgreichem Abschluss werden Score Cards, Prozesslandschaft und Organigramm an den Auditor übergeben. Diese Unterlagen dienen als Grundlage für die Planung des Stage 2 Audits.
Definition und Begriffe
Dokumentenliste für die Bereitschaftsbewertung
Nachweis eines vollständigen Auditzyklus
Die Organisation muss ein vollständiges internes Auditprogramm nachweisen, inklusive Durchführung aller Audits, Wirksamkeitsbewertung und einer darauf basierenden Managementbewertung.
Prozesslandschaft
Die vollständige Prozessstruktur der Organisation, inklusive wertschöpfender und unterstützender Prozesse, Rollen und Verantwortlichkeiten sowie Prozesskennzahlen.
Matrix der Wechselwirkungen
Darstellung der Abhängigkeiten und Schnittstellen zwischen den Prozessen. Der Auditor prüft, ob die Prozesse logisch und normgerecht verknüpft sind.
Prozesskennzahlen über 12 Monate
Jeder Prozess muss messbare Leistungskennzahlen vorweisen. Der Auditor bewertet die Zieldefinition, Trendanalyse und Wirksamkeit der Maßnahmen.
Umsetzungsmatrix
Nachweis, dass alle Forderungen der IATF 16949 in den Prozessen berücksichtigt wurden. Die Matrix deckt die Normforderungen, CSR und Prozesszuordnungen ab.
Managementbewertung
Vollständige Managementbewertung nach IATF 16949, einschließlich der Inputs aus Audits, Kennzahlen, Risiken, Lieferantenleistung und Kundenzufriedenheit.
Kundenzufriedenheitsbewertung
Trendauswertungen, Reklamationsdaten, Score Cards und kundenbezogene Kennzahlen. Der Auditor bewertet die Wirksamkeit der Maßnahmen.
Lieferantenbewertung
Bewertungssystem, Klassifizierung, Maßnahmen bei schlechter Leistung und Überwachung kritischer Lieferanten.
Reklamationsübersicht
Erfassung aller Reklamationen, Status offener Fälle, Reaktionszeit und Maßnahmen. Der Auditor prüft die Wirksamkeit der Problemlösung.
8D Report und 5Why
Nachweis einer vollständigen strukturierten Problemlösung. Besonders wichtig bei großen Abweichungen und Kundenreklamationen.
Qualitätspolitik und KVP
Die Qualitätspolitik muss den kontinuierlichen Verbesserungsprozess beinhalten. Der Auditor prüft die Kommunikation und Umsetzung.
Unternehmensverantwortung
Dazu gehören Ethik, Verhaltenskodex, Menschenrechte, Beschwerdemechanismen und Nachhaltigkeitsgrundsätze.
QM Handbuch
Beschreibung des Systems, Interaktion der Prozesse, Verantwortlichkeiten, Normbezüge und Verknüpfungen zu unterstützenden Funktionen.
Vollständiges Systemaudit
Nachweis der Umsetzung aller Normforderungen. Das Systemaudit muss abgeschlossen sein.
Prozessaudit aller Produktionsprozesse
Der Auditor erwartet vollständige Prozessaudits nach VDA 6.3 oder interner Regelung.
Liste der kundenspezifischen Forderungen
Alle CSR müssen identifiziert, bewertet und in die Prozesse integriert sein.
Produktionslenkungsplan
Der Auditor prüft, ob bei Sondermerkmalen die Unterweisungen aller Mitarbeitenden durchgeführt wurden und ob PLP, P FMEA und CP konsistent sind.
P FMEA
Die Sondermerkmale im PLP müssen sich in der P FMEA wiederfinden. Der Auditor prüft die Reife, Maßnahmenverfolgung und Aktualität.
Pflichtprozesse der IATF 16949
Produktsicherheit
Ein zwingend zu dokumentierender Prozess mit klaren Verantwortlichkeiten, Eskalationswegen und kundenspezifischen Anforderungen.
Prüfmittelüberwachung
Der Prozess umfasst Kalibrierungen, Rückführbarkeit, Fähigkeitsnachweise und Maßnahmen bei Abweichungen.
Kompetenz
Ermittlung der Qualifikationen, Schulungsplanung und Wirksamkeitsbewertung.
Kompetenz interne Auditoren
Dazu gehört ein dokumentierter Nachweis zu Auditerfahrung und jährlicher Mindestanzahl an Audits.
Motivation
Nachweis der Förderung von Motivation, Kompetenzentwicklung und Mitarbeiterbeteiligung.
Technische Spezifikationen
Einhaltung der 10 Tage Vorgabe für die Umsetzung technischer Änderungen.
Prozessentwicklung
Reifegradbewertung, Entwicklungsstufen und Übergabe an Produktion.
Lieferantenneuauswahl
Qualifizierung, Freigabe und Risikobewertung neuer Lieferanten.
Lieferantenüberwachung
Methoden zur Überwachung von Qualität, Termintreue und Leistungskennzahlen.
Gesetzliche und behördliche Forderungen
Nachweis der Identifikation, Bewertung und Überwachung relevanter Vorschriften.
Änderungsmanagement
Dokumentation aller Änderungen und deren Bewertung hinsichtlich Risiken und Auswirkungen.
Lenkung nachgearbeiteter Produkte
Beschreibung der Vorgehensweise zur sicheren Nacharbeit inkl. Risikoanalyse.
Lenkung reparierter Produkte
Dieser Prozess ist darzustellen, sofern Reparaturtätigkeiten vorkommen.
Verwendung fehlerhafter Produkte
Der Prozess muss sicherstellen, dass fehlerhafte Produkte vor der Entsorgung unbrauchbar gemacht werden.
Interne Audits
Ein vollständiger Auditprozess mit Rollen, Bewertung, Maßnahmen und Wirksamkeitskontrolle.
Problemlösung
Ein strukturierter Prozess zur Bearbeitung von Abweichungen und Reklamationen.
Fehlersicherheit
Methoden zur Fehlervermeidung, Ursachenanalyse und Absicherung kritischer Merkmale.
NTF Prozess
Nachweis über das Vorgehen bei nicht zurückverfolgbaren Fehlern.
Projektmanagement und P FMEA
Reifegradmodell und Meilensteine
Der Auditor prüft die Projektplanung, definierten Reifegrade, Übergabepunkte und die Wirksamkeit der Projektlenkung.
P FMEA
Die FMEA muss vollständig, aktuell und konsistent mit PLP und Prüfplan sein. Sondermerkmale müssen korrekt bewertet sein.
Prüfergebnisse und SPC
Laufkontrolle und SPC
Der Auditor überprüft Stichproben der Prüfergebnisse. Besonders relevant sind SPC Merkmale, Fähigkeitsindizes und die Einhaltung von Kundenforderungen.
Abweichungen und 5Why
Nonkonformität NC
Hauptabweichung, deren Ursache zwingend mittels der 5Why Methode zu bearbeiten ist.
Nonkonformität nc
Nebenabweichung, ebenfalls mittels 5Why zu bearbeiten. Die Maßnahmen werden im Stage 2 Audit überprüft.
Mitgeltende Unterlagen
IATF 16949 Ausgabe Oktober 2016
Die verbindliche Hauptnorm für alle Organisationen im Automotive Umfeld. Der Auditor prüft die vollständige Anwendung aller relevanten Abschnitte und Zusatzforderungen.
IATF Zertifizierungsvorgaben Ausgabe 5
Beinhaltet die Regeln für Zertifizierungsstellen und für zu zertifizierende Unternehmen. Besonders relevant ist Kapitel 6.5.1 bezüglich Nachweisen im Stage 1 Audit.
IATF Auditor Leitfaden 3. Ausgabe 2017
Der Auditor verwendet diesen Leitfaden zur Planung und Durchführung des Audits. Unter Punkt 5 wird gefordert, dass die Organisation eine Matrix vorlegt, mit der sie nachweist, dass alle Normforderungen erfüllt sind.
Nachweis der Umsetzung CSR
Die kundenspezifischen Forderungen müssen vollständig identifiziert, bewertet und in einer Matrix dokumentiert werden. Hierzu kann das vorhandene Dokument genutzt werden.

QM Handbuch IATF 16949
Unser QM Handbuch IATF 16949 beinhaltet alle notwendigen Vorlagen sowie die Einarbeitung der Sanktionierten Interpretationen (Stand Dez. 2021), FAQs (iatfglobaloversight.org) und die Vorgaben aus dem IATF Band Zertifizierungsvorgaben (5. Ausgabe 2016). Des Weiteren enthält unser Handbuch auch ein Projekthandbuch. Ebenso die Pflichtprozesse und darüber hinaus die Führungs-, wertschöpfenden- und unterstützende Prozesse. Viele Verfahrensanweisungen und Formulare. Ein vollumfängliches Handbuch für die Implementierung der IATF 16949 – Zertifizierungserprobt!
Weiterführende Informationen zur IATF 16949
IATF 16949 Beratung und Umsetzung
Vertiefende Informationen zu Anforderungen, Prozessen und Vorgehensweise bei der Einführung eines IATF konformen Managementsystems finden Sie in unserem ausführlichen IATF Cornerstone Artikel.
FAQ Stage 1 Audit Bereitschaftsbewertung
Was ist der Zweck des Stage 1 Audits
Das Stage 1 Audit prüft, ob das Managementsystem nach IATF 16949 und ISO 9001 ausreichend dokumentiert und implementiert wurde, um ein Erstzertifizierungsaudit durchführen zu können. Es geht um die Auditfähigkeit des Unternehmens.
Welche Unterlagen müssen mindestens vorliegen
Erforderlich sind unter anderem Prozesslandschaft, Auditprogramm, Nachweise interner Audits, Managementbewertung, Kennzahlen, CSR Liste, Reklamationsauswertungen sowie ein dokumentierter Umgang mit Risiken und Chancen.
Was passiert bei Abweichungen im Stage 1 Audit
Werden wesentliche Abweichungen festgestellt, muss das Stage 1 Audit wiederholt werden. Erst nach erfolgreicher Korrektur und erneuter Bewertung erfolgt die Freigabe für das Stage 2 Audit.
Muss der Auditor aus Stage 1 auch das Stage 2 Audit durchführen
Ja, die Zertifizierungsvorgaben sehen vor, dass der Auditor, der die Bereitschaftsbewertung durchführt, auch das Stage 2 Audit leitet. Dadurch wird eine durchgängige Bewertung sichergestellt.
Ist die IATF Zertifizierung nach bestandenem Stage 1 Audit schon sicher
Mit erfolgreicher Bereitschaftsbewertung ist ein wesentlicher Schritt geschafft. Im Stage 2 Audit wird jedoch die praktische Umsetzung vor Ort geprüft. Entscheidend ist, mit wie vielen Abweichungen das Audit abgeschlossen wird.
Ablauf Stage 1 Audit
Schritt 1
Vorklärung und Auditplanung
Klärung des Scopes, der Standorte, Remote Locations und ausgegliederten Prozesse. Festlegung des Auditprogramms.
Schritt 2
Dokumentenprüfung
Sichtung von Prozesslandschaft, Auditzyklus, Managementbewertung, CSR und weiteren Pflichtunterlagen.
Schritt 3
Betriebsrundgang und Stichproben
Überprüfung von Dokumenten an den Maschinen, Freigaben, Kennzeichnungen und Prüfergebnissen.
Schritt 4
Bewertung der Bereitschaft
Zusammenfassung der Ergebnisse, Einstufung eventueller Abweichungen und Entscheidung über die Freigabe zum Stage 2 Audit.
Checkliste Stage 1 Audit
Prüfen Sie Ihre Unterlagen vor dem Auditorbesuch
Mit einer strukturierten Checkliste können Sie intern überprüfen, ob alle Dokumente für das Stage 1 Audit vollständig und aktuell sind. Dies reduziert das Risiko von Überraschungen während der Bereitschaftsbewertung.
Wir unterstützen Sie bei der Dokumentenprüfung
Bereit für Ihr Stage 1 Audit
Wir analysieren Ihre bestehende Dokumentation nach IATF 16949 und ISO 9001, gleichen sie mit den Zertifizierungsvorgaben ab und zeigen Ihnen mögliche Lücken auf. Die Prüfung kann vollständig remote erfolgen, sofern ein Zugriff auf Ihre Unterlagen möglich ist.
Sie erhalten eine strukturierte Rückmeldung mit Empfehlungen, welche Dokumente ergänzt, aktualisiert oder klarer beschrieben werden sollten. Dadurch starten Sie deutlich sicherer in das Stage 1 Audit.

