Statement Vision & Mission im Qualitätsmanagement
Die Vision und Mission eines Unternehmens bilden die strategische Grundlage für ein wirksames Qualitätsmanagementsystem. Sie drücken aus, wohin sich ein Unternehmen entwickeln möchte, wofür es steht und welchen Nutzen es für seine Kunden schafft. Die ISO 9001 fordert im Kapitel 4, dass Organisationen ihren Kontext verstehen – dazu gehören die strategische Ausrichtung, Vision, Mission, Leitwerte, Unternehmenspolitik und abgeleitete Ziele.
Eine klar formulierte Vision gibt Orientierung für die nächsten 5 bis 10 Jahre. Die Mission beschreibt, wie dieses Zukunftsbild erreicht werden soll – und welchen Nutzen das Unternehmen für seine Kunden stiftet. Vision und Mission sind verbindliche Richtgrößen für Strategien, Prozesse, Entscheidungen und Maßnahmen innerhalb des Qualitätsmanagementsystems.
Die Vision beschreibt die langfristige Ausrichtung des Unternehmens. Sie beantwortet die Frage: „Wo wollen wir langfristig hin – und warum?“ Sie richtet sich an die Mitarbeitenden, vermittelt Sinn, schafft Orientierung und bildet die Grundlage für Identifikation und Engagement.
Eine gute Vision inspiriert, motiviert und zeigt einen Idealzustand: Wie sieht Erfolg für uns aus? Welche Stärken wollen wir ausbauen? Welche Marktrolle streben wir an?
– Wo sehen wir unsere Zukunft?
– Was muss sich verändern, um dorthin zu gelangen?
– Welche Stärken und Wettbewerbsvorteile wollen wir nutzen?
– Was ist unser Idealbild des Unternehmens in 10 Jahren?
– Welche gesellschaftliche oder branchenspezifische Rolle wollen wir einnehmen?
Die Mission beschreibt den Auftrag des Unternehmens: „Warum gibt es uns? Welche Probleme lösen wir? Für wen arbeiten wir?“ Sie richtet sich primär an die Kunden und legt den Kernnutzen und das Leistungsversprechen fest.
Eine gute Mission beschreibt die Gegenwart, erklärt die Existenzberechtigung des Unternehmens und zeigt, wie es die Zukunft aktiv gestalten möchte.
– Warum gibt es uns?
– Worin unterscheiden wir uns von Wettbewerbern?
– Welche Kundenbedürfnisse erfüllen wir?
– Was tun wir aktuell, und mit welchem Qualitätsanspruch?
– Wie wollen wir unsere Leistungen weiterentwickeln?
Ein Mission Statement beschreibt die Gegenwart, zeigt aber gleichzeitig, wie diese genutzt wird, um die Zukunft aktiv zu gestalten. Es dient Führungskräften, Teams und Stakeholdern als Orientierung für Prioritäten, Entscheidungen und Leistungserwartungen.
Es kann sich im Laufe der Zeit anpassen, muss aber immer mit den zentralen Werten, Kundenanforderungen und der Vision abgestimmt bleiben.
Ein Vision Statement beschreibt nicht, was das Unternehmen heute ist, sondern was es morgen sein will. Es motiviert, mobilisiert und schafft ein Wir-Gefühl. Ein inspiriertes Team ist bereit, Herausforderungen anzunehmen und Veränderungen zu tragen.
Die Vision zeigt: – Wo wir uns selbst sehen
– Warum wir an diesem Ziel arbeiten
– Wie wir den Markt, die Branche oder die Gesellschaft mitgestalten wollen
Wie im Sport: Ein Team kämpft leidenschaftlich um seine Vision – den Meistertitel. In Unternehmen fehlt diese emotionale Bindung oft, weil Vision und Mission nicht kommuniziert, nicht verankert oder nicht gelebt werden. Mitarbeitende brauchen Sinn und Perspektive, um motiviert und qualitativ hochwertig zu arbeiten.
Ohne Begeisterung, Sinnvermittlung und klare Kommunikation bleiben Mitarbeitende passiv – „Dienst nach Vorschrift“ statt Leidenschaft für Qualität.
Vision und Mission entfalten nur Wirkung, wenn sie regelmäßig und transparent kommuniziert werden. Mitarbeitende müssen wissen, was das strategische Ziel ist – und welchen Beitrag sie leisten können. Führungskräfte sollten Vision und Mission aktiv vorleben, sichtbar machen und bei jeder Entscheidung berücksichtigen.
Auditoren prüfen häufig, ob Mitarbeitende den Sinn ihrer Arbeit kennen. Eine klare Vision und Mission hilft dabei, Antworten mit Substanz zu geben. Wer keinen Sinn vermittelt, kann keine Qualität erwarten.
Eine Mission muss klar und verständlich formuliert werden, damit sie auch von den Mitarbeitern verstanden werden. Auch strategische Qualitätsziele sind ein wichtiger Baustein. Qualitätsmanagement ist keine Sache von heute auf morgen, sondern eine stetige Weiterentwicklung. Sie fordert daher Zeit, Transparenz, Nachhaltigkeit und klare Ziele.
Fordert die ISO 9001 eine dokumentierte Mission und Vision?
Die ISO 9001 fordert **keine explizit dokumentierte Mission oder Vision**. Dennoch spielen sie in der Praxis eine zentrale Rolle, da sie die strategische Ausrichtung des Unternehmens prägen und die Grundlage für Ziele, Qualitätspolitik und Prozessgestaltung bilden.
In Kapitel 4.1 und 4.2 verlangt die ISO 9001, dass das Unternehmen seinen Kontext, seine strategische Ausrichtung, relevante Themen und die Erwartungen der interessierten Parteien versteht. Mission & Vision sind daher keine Pflichtdokumente – aber entscheidende Werkzeuge, um genau diese Anforderungen zu erfüllen.
Weder Mission noch Vision werden im Normtext als Pflichtdokument aufgeführt. Die Norm gibt keine Vorgabe, diese Begriffe als dokumentierte Information festzuhalten.
Auch wenn Mission und Vision nicht gefordert sind, prüft der Auditor, ob das Unternehmen seine strategische Ausrichtung kennt und ob sie sich im Qualitätsmanagement wiederfindet. Mission & Vision sind oft das beste Mittel, diese Ausrichtung klar zu zeigen.
Kapitel 4 „Kontext der Organisation“ verlangt ein Verständnis für Strategie, Ziele und relevante Themen. Mission & Vision machen diese Anforderungen greifbar und verbinden QM mit Führung, Kultur und Unternehmensentwicklung.
Die Qualitätspolitik (Kapitel 5.2) und die Qualitätsziele (Kapitel 6.2) sollen zur strategischen Ausrichtung passen. Ohne Mission & Vision fehlt oft die Klarheit, worauf das QMS ausgerichtet ist und wohin sich das Unternehmen entwickeln will.
Sie geben Sinn, Richtung und Motivation. Das QMS kann nur dann wirksam gelebt werden, wenn Mitarbeitende wissen, was das Unternehmen erreichen möchte – und welchen Beitrag sie leisten.
Auditoren stellen häufig Fragen zu strategischer Ausrichtung, Zielsystemen und Kontext. Unternehmen mit klarer Mission & Vision antworten fundierter, sicherer und überzeugender – und bestehen Audits leichter.
Fazit: Die ISO 9001 fordert keine Mission und Vision als Dokument – aber Unternehmen, die sie formulieren und leben, erfüllen die Norm leichter, stärken ihre Kultur und verbessern ihr Qualitätsmanagement nachhaltig.

Zusammenhang von Qualitätspolitik und Vision / Mission
Ein wirksames Qualitätsmanagementsystem beginnt bei der strategischen Ausrichtung. Vision und Mission geben Orientierung für die langfristige Entwicklung des Unternehmens, während die Qualitätspolitik diese strategische Ausrichtung in konkrete Qualitätsgrundsätze übersetzt. Die ISO 9001 verlangt, dass die Qualitätspolitik **zum Kontext der Organisation passt** – und damit auch direkt zur Vision, Mission, Strategie und zu den Unternehmenszielen.
Die Qualitätspolitik ist somit kein isoliertes Dokument, sondern eine Verdichtung des strategischen Selbstverständnisses eines Unternehmens. Sie stellt sicher, dass Qualitätsziele, Prozesse, Entscheidungen und Verantwortlichkeiten im Einklang mit Vision und Mission stehen.
Die Vision beschreibt, wohin sich das Unternehmen in den nächsten 5–10 Jahren entwickeln soll. Sie ist Leitstern und Orientierung – auch für das Qualitätsmanagement. Die Qualitätspolitik übersetzt diese Zukunftsausrichtung in Qualitätsgrundsätze, die alle Mitarbeitenden heute leben sollen, um diese Zukunft zu ermöglichen.
Die Mission beschreibt, welchen Nutzen das Unternehmen für seine Kunden schafft und warum es existiert. Die Qualitätspolitik überträgt diesen Auftrag in Verhalten, Anforderungen und Qualitätsversprechen: Sie macht klar, was „gute Qualität“ aus Sicht der Mission bedeutet und wie der Beitrag jedes Bereichs dazu aussieht.
Die Qualitätspolitik bildet die „Brücke“ zwischen Vision/Mission und dem täglichen Handeln. Sie beschreibt die Qualitätsprinzipien, nach denen Prozesse durchgeführt, Entscheidungen getroffen und Verbesserungen umgesetzt werden müssen. Sie sorgt dafür, dass das QM-System nicht theoretisch bleibt, sondern an der Strategie ausgerichtet im Alltag wirkt.
Aus Vision und Mission entstehen die strategischen Unternehmensziele. Die Qualitätspolitik dient als Grundlage, um daraus Qualitätsziele abzuleiten, die: – messbar sind – relevant für Kundenanforderungen sind – die strategische Ausrichtung unterstützen – von den Prozessen erreicht werden können Dadurch wird die Strategie operationalisiert und auditfähig.
Risiken und Chancen lassen sich nur im Kontext der Vision und Mission bewerten. Die Qualitätspolitik beschreibt, wie mit Risiken umzugehen ist, die das Erreichen der strategischen Qualitätsziele gefährden. So entsteht ein systematischer Zusammenhang zwischen Strategie, Risikoanalyse, Maßnahmen und kontinuierlicher Verbesserung.
Leitwerte und Unternehmensphilosophie fließen in die Vision und Mission ein – und finden ihren Ausdruck in der Qualitätspolitik. Sie definieren, wie Mitarbeitende, Führungskräfte und Prozesse miteinander umgehen, Entscheidungen treffen und Qualitätsstandards leben.
Auditoren prüfen, ob die Qualitätspolitik zur strategischen Ausrichtung passt. Unternehmen mit klarer Vision & Mission haben deutliche Vorteile, da sie ihre Qualitätspolitik nachvollziehbar begründen und mit Zielen, Risiken und Prozessen verknüpfen können.
Fazit: Vision und Mission legen die Richtung fest – die Qualitätspolitik übersetzt diese Richtung in konkrete Qualitätsprinzipien, Ziele und Maßnahmen. Ohne strategischen Kontext bleibt die Qualitätspolitik wirkungslos. Mit Vision und Mission wird sie zum kraftvollen Führungswerkzeug im gesamten QM-System.

Wie leite ich Qualitätsziele aus der Strategie ab?
Qualitätsziele sind keine isolierten ISO-Kennzahlen, sondern konkretisierte Unternehmensziele. Sie entstehen, wenn Vision, Mission und strategische Ziele in messbare Anforderungen an Prozesse, Produkte und Dienstleistungen übersetzt werden. Richtig abgeleitete Qualitätsziele verbinden Strategie, Kundenanforderungen und tägliche Praxis.
Ausgangspunkt sind Vision, Mission und strategische Ziele (z. B. Marktposition, Innovationsgrad, Kundenzufriedenheit, Wirtschaftlichkeit). Nur wenn diese klar sind, können daraus sinnvolle Qualitätsziele entstehen – alles andere führt zu losgelösten ISO-Zahlen ohne Wirkung.
Aus den strategischen Zielen werden die zentralen Qualitätsaspekte bestimmt: z. B. Fehlerquote, Liefertreue, Reaktionszeit, Servicequalität, Reklamationsmanagement, Prozessfähigkeit. Hier entscheidet das Unternehmen, welche Themen für den langfristigen Erfolg kritischer sind.
Für jeden Qualitätsaspekt werden Kennzahlen festgelegt, die messbar und nachvollziehbar sind: z. B. ppm-Quote, On-Time-Delivery, OEE, Reklamationsrate, Auditabweichungen, Kundenzufriedenheitsindex. Diese Kennzahlen sind das Bindeglied zwischen Strategie und Prozesssteuerung.
Strategische Qualitätsziele werden auf Prozess- und Abteilungsebene konkretisiert. Jeder Prozesseigner erhält konkrete Zielgrößen, die zu den Unternehmenszielen beitragen. So wird klar, welchen Beitrag jeder Bereich zum Gesamterfolg liefert.
Zu jedem Qualitätsziel gehören Maßnahmen, Verantwortliche, Termine und Ressourcen. Diese werden z. B. in Ziel-/Maßnahmen-Matrizen oder Maßnahmenplänen dokumentiert – und regelmäßig in Reviews, Shopfloor-Runden oder Managementbewertungen geprüft.
In Audits, Kennzahlenmeetings und Managementbewertungen wird geprüft, ob Ziele erreicht werden, ob Maßnahmen wirksam sind und ob die Ziele weiterhin zur Strategie passen. So entsteht ein lebendiger PDCA-Regelkreis: Strategie → Ziele → Prozesse → Kennzahlen → Bewertung → Anpassung.
Grafisches Modell: Von Vision & Mission zu Zielen und Prozessen
Dieses Modell zeigt, wie strategische Vorgaben schrittweise in konkrete Qualitätsziele und Prozesse überführt werden. Es macht deutlich: Das QM-System ist kein Zusatz, sondern die operative Umsetzung der Unternehmensstrategie.
Langfristiges Zukunftsbild des Unternehmens (5–10 Jahre). Orientierung für alle strategischen Entscheidungen und das Qualitätsverständnis.
Unternehmensauftrag und Kundennutzen: Warum gibt es uns, für wen arbeiten wir und welche Probleme lösen wir? Diese Aussagen prägen das Verständnis von Produkt- und Dienstleistungsqualität.
Verdichtung von Vision und Mission zu klaren Qualitätsgrundsätzen: Kundenorientierung, Fehlervermeidung, Prozessorientierung, Verbesserung, Risikobewusstsein. Sie gibt die Richtung für Ziele, Prozesse und Verhalten vor.
Konkrete, messbare Ziele (z. B. Reklamationsrate, Liefertreue, Durchlaufzeit, Auditabweichungen), die direkt aus der Qualitätspolitik und den Unternehmenszielen abgeleitet sind.
Prozesse, Rollen und Abläufe werden so gestaltet, dass sie die Qualitätsziele erreichen. Kennzahlen, Verantwortlichkeiten und Maßnahmen sorgen dafür, dass die Strategie im Alltag sichtbar gelebt wird.
FAQ – Qualitätspolitik nach ISO 9001
Was ist die Qualitätspolitik und wozu wird sie benötigt?
Die Qualitätspolitik ist die zusammenfassende Erklärung der Unternehmensleitung zur Bedeutung von Qualität. Sie leitet sich aus Vision, Mission und Strategie ab und gibt die Richtung für Qualitätsziele, Prozessgestaltung und Verhalten der Mitarbeitenden vor.
Welche Anforderungen stellt die ISO 9001 an die Qualitätspolitik?
Die Qualitätspolitik muss zum Kontext der Organisation und zur strategischen Ausrichtung passen, einen Rahmen für Qualitätsziele bieten, Verpflichtung zur Erfüllung von Anforderungen und zur kontinuierlichen Verbesserung enthalten und allen Mitarbeitenden bekannt und verständlich sein.
Wie hängt die Qualitätspolitik mit Vision und Mission zusammen?
Vision und Mission beschreiben langfristige Ausrichtung und Unternehmensauftrag. Die Qualitätspolitik übersetzt diese in Qualitätsgrundsätze und Erwartungen an Produkte, Prozesse und Verhalten. Sie stellt sicher, dass das QM-System die strategischen Ziele unterstützt.
Wie wird die Qualitätspolitik im Unternehmen bekannt gemacht?
Typischerweise wird sie in Mitarbeiterversammlungen erläutert, im Intranet oder Handbuch publiziert, in Schulungen erklärt und in Meetings immer wieder aufgegriffen. Wichtig ist, dass Mitarbeitende verstehen, was die Aussagen konkret für ihre tägliche Arbeit bedeuten.
Wie oft sollte die Qualitätspolitik überprüft werden?
Die ISO 9001 fordert, dass die Qualitätspolitik regelmäßig im Rahmen der Managementbewertung überprüft wird. Spätestens bei strategischen Änderungen, neuen Märkten oder geänderten Kundenanforderungen sollte sie angepasst werden.
Was sind typische Fehler bei der Formulierung der Qualitätspolitik?
Häufig ist sie zu allgemein, zu lang, austauschbar oder nicht mit der Realität verknüpft. Wenn Mitarbeitende sie nicht verstehen oder sie keinen Bezug zur Strategie hat, bleibt sie wirkungslos. Eine gute Qualitätspolitik ist verständlich, konkret, glaubwürdig und messbar.


