
Customer Specific Requirements im Kontext der IATF 16949
Customer Specific Requirements sind kundenspezifische Forderungen mit direktem Bezug zur IATF 16949. Sie ergänzen die allgemeinen Normforderungen um Herstellersicht und verweisen häufig auf eigene Richtlinien und Methodenhandbücher der OEM. Diese Anforderungen sind verbindlich und werden im Zertifizierungsaudit mit bewertet.
Rolle der Customer Specific Requirements
- CSR sind zusätzliche Anforderungen der OEM, die direkt auf einzelne Kapitel der IATF 16949 referenzieren.
- Sie konkretisieren zum Beispiel Vorgaben zu Entwicklung, Bemusterung, Prozessaudits oder Lieferantensteuerung.
- CSR enthalten oft klare Verweise auf mitgeltende Dokumente wie Werksnormen, Werksstandards oder Methodiken.
- Im Zertifizierungsaudit müssen Sie nachweisen, wie diese Anforderungen in Ihrem QM System umgesetzt sind.
Sanktionierte Interpretationen und FAQ
- Sanktionierte Interpretationen enthalten verbindliche Änderungen und Präzisierungen der IATF 16949.
- Die FAQ der IATF erläutern häufige Fragestellungen und geben Hinweise zur korrekten Auslegung der Norm.
- Beide Dokumenttypen gelten als kundenspezifische Forderungen, wenn sie vom OEM oder der IATF gefordert werden.
- Sie müssen in Ihre Dokumentation und Ihr Auditprogramm aufgenommen und regelmäßig auf Aktualität geprüft werden.
CSR Daimler und Verweise auf MBST
In den kundenspezifischen Anforderungen von Daimler finden Sie eine tabellarische Gegenüberstellung von IATF Kapiteln und den jeweils zugehörigen mitgeltenden Unterlagen. Besonders wichtig ist hier die Mercedes Benz Special Terms, die zahlreiche spezifische Vorgaben enthält.
Struktur der CSR Daimler
- Linke Spalte: Referenz auf das jeweilige Kapitel der IATF 16949 mit Nummerierung und Kurzbeschreibung.
- Rechte Spalte: Benennung der zugehörigen Daimler Dokumente, zum Beispiel MBST 2016 oder weitere Werksnormen.
- Jede Anforderung enthält damit sowohl den Normbezug als auch die konkrete Ausprägung durch Daimler.
- Für Ihr QM System müssen Sie diese Verknüpfungen in Prozessbeschreibungen, Prüfnachweisen und Audits abbilden.
Umsetzung in Ihrem QM System
- Pflegen Sie eine Übersicht, welche Daimler Forderungen auf welche Prozesse und Dokumente wirken.
- Ergänzen Sie Produktionslenkungspläne, FMEA, Prüfpläne und Verfahrensanweisungen um die relevanten MBST Vorgaben.
- Weisen Sie in Ihrem Auditprogramm aus, wann und wie CSR Daimler systematisch überprüft werden.
- Schulen Sie betroffene Mitarbeitende zu den spezifischen Daimler Anforderungen und dokumentieren Sie die Schulungen.
Volkswagen Anforderungen und Formel Q als Ergänzung zur VDA 6.3
Beim Volkswagen Konzern kommen neben der IATF 16949 die Formel Q Dokumente zum Einsatz. Diese enthalten ergänzende Anforderungen, die bei der Planung und Durchführung von Prozessaudits und im gesamten Qualitätsmanagement berücksichtigt werden müssen.
Ergänzungen zur VDA 6.3 durch Formel Q Fähigkeit
- Formel Q Fähigkeit enthält zusätzliche Prüfpunkte und Anforderungen gegenüber dem Standard VDA 6.3 Fragenkatalog.
- Es werden auch ausgelagerte Prozesse, verlängerte Werkbänke und weitere Fertigungsstandorte in die Bewertung einbezogen.
- In der Anlage 2 sind diese Ergänzungen konkret beschrieben und auf die jeweiligen Fragen der VDA 6.3 referenziert.
- Diese zusätzlichen Punkte sind im Prozessaudit zu berücksichtigen, sonst drohen Abweichungen im Zertifizierungsaudit.
Produktsicherheitsbeauftragter und Auditpflicht
- Volkswagen fordert die Benennung eines Produktsicherheitsbeauftragten für jede Stufe der Lieferkette.
- Dieser Produktsicherheitsbeauftragte muss in Prozessen, Organigrammen und Verfahrensanweisungen klar beschrieben sein.
- Für Lieferanten des VW Konzerns sind regelmäßige VDA 6.3 Prozessaudits durch personenzertifizierte Auditoren Pflicht.
- Im IATF Zertifizierungsaudit wird geprüft, ob die Inhalte der Formel Q konkret in Prozessen und Audits umgesetzt wurden.
Vertiefende Informationen zu OEM kundenspezifischen Forderungen
Wenn Sie einen vollständigen Überblick über die kundenspezifischen Anforderungen der OEM und deren praktische Umsetzung in Ihrem IATF System benötigen, empfehle ich Ihnen unsere zentrale Fachseite. Dort finden Sie strukturierte Übersichten, Praxisbeispiele und Empfehlungen für die Integration in Ihr Qualitätsmanagementhandbuch, Ihre Prozesse und Ihr Auditprogramm.
Zur Seite OEM kundenspezifische Forderungen
Die Seite bündelt alle wichtigen Informationen zu OEM spezifischen Anforderungen, CSR, Sanktionierten Interpretationen und den relevanten VDA und AIAG Bänden. Sie dient als zentrale Referenz für Qualitätsmanager, Prozessverantwortliche und Auditoren.
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CSR+SYS
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Analyse
Analyse der Kundenforderungen und Normen
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Maßnahmen ableiten und per E-Mail benachrichtigen
Kundenspezifische Anforderungen systematisch verstehen und umsetzen
Die folgenden Abschnitte erläutern in vier aufeinander aufbauenden Schritten, wie Unternehmen kundenspezifische Anforderungen der Automobilhersteller strukturiert identifizieren, interpretieren und dauerhaft im Qualitätsmanagementsystem verankern. Dieser Block eignet sich für Audits, Prozessbeschreibungen oder als Grundlage für ein internes Trainingskonzept.
1. CSR Quellen vollständig identifizieren
Der erste Schritt in jedem CSR Management ist die eindeutige Festlegung aller relevanten Quellen. Jede OEM fordert, dass Lieferanten aktiv prüfen, welche kundenspezifischen Anforderungen gelten und welche Versionen verbindlich sind.
- Offizielle Dokumente der IATF Global Oversight Seite prüfen und hinterlegen.
- Kundenportale, Vertragsunterlagen, Lastenhefte und technische Spezifikationen ergänzend berücksichtigen.
- Für jeden OEM eine Liste der gültigen CSR Versionen inklusive Datum, Dokumentnummer und Gültigkeit führen.
- Zuständigkeiten festlegen, wer CSR beobachtet, aktualisiert und intern kommuniziert.
2. CSR bewerten und in einer zentralen Übersicht dokumentieren
Sobald CSR identifiziert sind, müssen sie inhaltlich bewertet werden. Dies betrifft sowohl technische Anforderungen als auch prozessuale Vorgaben und zusätzliche Auditpflichten. Eine CSR Übersicht schafft Transparenz und wird im Audit obligatorisch gefordert.
- Kerninhalte je CSR extrahieren und den betroffenen Unternehmensbereichen zuordnen.
- Bewerten, ob bestehende Prozesse, Prüfpläne, FMEA oder Dokumente angepasst werden müssen.
- Eine CSR Matrix aufbauen mit Zuordnung zu Prozessen, Verantwortlichkeiten und Reifegrad der Umsetzung.
- Für Audits eine nachvollziehbare Dokumentation erstellen, die zeigt, dass keine CSR übersehen wurde.
3. CSR mit der Prozesslandschaft verknüpfen
CSR wirken nicht auf der Dokumentenebene, sondern im operativen Alltag. Daher müssen sie in der Prozesslandschaft sichtbar verankert werden. Dies ist ein zentraler Punkt im IATF Audit.
- Prozesssteckbriefe, Ablaufdiagramme und Turtle Darstellungen um CSR Referenzen erweitern.
- Für kritische CSR Prozessschritte (zum Beispiel Traceability oder Produktsicherheit) besondere Kontrollpunkte definieren.
- Klar dokumentieren, an welcher Stelle im Prozess welche OEM Forderung umzusetzen ist.
- Schnittstellen zwischen Entwicklung, Qualität, Produktion und Lieferantenmanagement harmonisieren.
4. CSR verbindlich in APQP, FMEA und Produktionsplanung integrieren
OEM Anforderungen steuern die gesamte Produkt und Prozessentwicklung. Daher müssen sie zwingend als Eingabe in APQP, FMEA, Produktionslenkungsplan und PPF beziehungsweise PPAP Modell einfließen.
- CSR als Pflicht Eingabe im Projektstart festlegen und dokumentieren.
- In der FMEA eine Spalte OEM Bezug anlegen, um Risiken und Bewertungen darauf auszurichten.
- Im Produktionslenkungsplan Prüfmethoden, Reaktionen und Verantwortlichkeiten auf CSR abstimmen.
- In PPF und PPAP die jeweiligen OEM Anforderungen bei Formblättern und Nachweisen berücksichtigen.

