Überblick zur DIN EN ISO 9001/A1:2024-11 und zum Entwurf der ISO 9001:2025
Einordnung der Revision und zeitlicher Ablauf
Mit der DIN EN ISO 9001/A1:2024-11 und dem Entwurf der ISO 9001:2025 werden die Anforderungen an Qualitätsmanagementsysteme fortgeschrieben. Im Mittelpunkt stehen sprachliche Harmonisierung, die Aufnahme klimabezogener Themen und eine stärkere Betonung der gelebten Qualitätskultur. Die finale internationale Version wird voraussichtlich im Jahr 2026 erscheinen und die ISO 9001:2015 ablösen.
Der aktuelle Entwurf kann im Rahmen des Normungsverfahrens kommentiert werden. Unternehmen haben damit die Möglichkeit, sich frühzeitig mit den Änderungen vertraut zu machen und die Umstellung gezielt vorzubereiten, statt diese erst kurz vor Ablauf der Übergangsfristen anzugehen.
Entwicklung statt vollständigem Neuanfang
Die Revision ist als Weiterentwicklung zu verstehen, nicht als radikaler Umbruch. Struktur und Kernanforderungen bleiben erhalten. Neu sind vertiefte Bezüge zu Klimathemen, zu Risiken und Chancen sowie zur Qualitätskultur. Wer heute bereits systematisch arbeitet, wird viele Anforderungen weiter nutzen können und punktuell ergänzen, statt das gesamte System neu aufzubauen.
Harmonisierung der Struktur, neue Begriffe und Qualitätskultur
Harmonisierung mit anderen Managementsystemnormen
Der Entwurf der neuen ISO 9001 orientiert sich an der aktuellen harmonisierten Struktur für Managementsystemnormen. Ziel ist, dass Qualitätsmanagement, Umwelt, Arbeitsschutz, Energie und Informationssicherheit leichter in einem integrierten Managementsystem abgebildet werden können. Gemeinsam genutzte Begriffe, Kapitel und Grundanforderungen erleichtern die Zusammenführung von Prozessen, Audits und Dokumentation.
Für Unternehmen bedeutet das: Weniger Widersprüche zwischen Normen, mehr Synergien und geringerer Pflegeaufwand beim parallelen Betrieb mehrerer Systeme.
Erweiterte Begriffe und Fokus auf Qualitätskultur
Der Abschnitt mit den Begriffen wurde aktualisiert und stärker an die gemeinsame Terminologie der Managementsystemnormen angelehnt. Neu ist die ausdrückliche Aufnahme der Qualitätskultur. Damit wird betont, dass Qualität nicht nur durch formale Prozesse, sondern durch Werte, Verhalten und Vorbildfunktion entsteht.
Praktisch bedeutet dies, dass Organisationen verstärkt darlegen müssen, wie sie ein Umfeld fördern, in dem Mitarbeitende offen über Fehler sprechen, Verbesserungsideen einbringen und Verantwortung für Qualität übernehmen.
Klimabezogene Aspekte sowie Umgang mit Risiken und Chancen
Klimabezogene Anforderungen im Qualitätsmanagement
Mit der DIN EN ISO 9001/A1:2024-11 wurden klimabezogene Aspekte in Kapitel 4 Kontext der Organisation und Kapitel 6 Planung bereits ergänzt. Diese Inhalte fließen vollständig in die kommende Revision ein. Unternehmen sollen künftig beschreiben, ob und wie Klimarisiken, Ressourcenverbrauch und Energieeinsatz ihre Qualitätsziele und Prozesse beeinflussen.
Integriert werden können diese Themen zum Beispiel über die Kontextanalyse, Risiko und Chancenbewertungen und die Formulierung von Qualitätszielen mit Bezug zu Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz.
Umgang mit Risiken und Chancen präziser beschrieben
Der Entwurf konkretisiert die Anforderungen an Planung, insbesondere in Kapitel 6.1. Maßnahmen zum Umgang mit Risiken und Maßnahmen zum Umgang mit Chancen werden klarer voneinander abgegrenzt. Organisationen sollen nachvollziehbar darstellen, wie sie Risiken identifizieren, bewerten, priorisieren und gleichzeitig Chancen systematisch nutzen.
In der Praxis bietet es sich an, vorhandene Risikomatrizen um neue Aspekte wie Klimarisiken oder Lieferkettenrisiken zu ergänzen und Chancen beispielsweise aus Digitalisierung, neuen Märkten oder nachhaltigen Produkten in die Zielplanung einfließen zu lassen.
Strategischer Umgang mit Änderungen
Die Anforderungen an die Planung von Änderungen werden geschärft. Künftige Anpassungen sollen stärker im Kontext der strategischen Ausrichtung und der identifizierten Risiken und Chancen betrachtet werden. So wird verhindert, dass Änderungen isoliert erfolgen, ohne die Gesamtwirkung auf das Qualitätsmanagementsystem zu berücksichtigen.
Eine klar dokumentierte Änderungskontrolle, die sowohl fachliche Gründe als auch Auswirkungen auf Qualität, Umwelt und Ressourcen einbezieht, wird damit noch wichtiger.
Umsetzung der Revision in Dokumentation, Audits und Rollen
Welche Dokumente angepasst werden sollten
Im Fokus der Anpassung stehen Qualitätspolitik, Qualitätsziele, Risiko und Chancenbeschreibungen, Prozessdarstellungen sowie Managementbewertung. Neu zu berücksichtigen sind Hinweise auf Qualitätskultur, Klimathemen und eine klarere Darlegung der Chancensteuerung.
Es empfiehlt sich, eine Übersicht der betroffenen Dokumente zu erstellen und Verantwortlichkeiten für Aktualisierung und Freigabe eindeutig festzulegen.
Auswirkungen auf interne Audits
Auditprogramme und Auditfragen sollten angepasst werden. Interne Audits prüfen künftig auch, wie Qualitätskultur gelebt wird, wie Klimathemen in den Kontext und in die Planung einfließen und wie Risiken und Chancen differenziert behandelt werden.
Interne Auditoren benötigen entsprechende Schulungen, um diese neuen Schwerpunkte konsistent zu bewerten und in Prozess und Systemaudits sinnvoll zu integrieren.
Rollen von Führung, QMB und Prozesseignern
Die Revision stärkt die Verantwortung der obersten Leitung für Qualitätskultur, Risiko und Chancen und strategische Ausrichtung. Diese Aspekte sind nicht delegierbar, sondern Teil der unmittelbaren Führungsaufgabe.
QMB, Prozesseigner und Fachbereiche müssen enger zusammenarbeiten. Rollen sollten transparent dokumentiert werden, zum Beispiel in Organigrammen, Prozessbeschreibungen oder RACI Matrizen, um Zuständigkeiten klar zu machen.
Übergangsfristen, Kosten, Branchenwirkung und praktische Checkliste
Übergangsfristen und Umstellung der Zertifikate
Nach Veröffentlichung der neuen ISO 9001 wird es eine Übergangsfrist geben, innerhalb derer bestehende Zertifikate angepasst werden müssen. Üblich sind zwei bis drei Jahre. Die Umstellung kann im Rahmen von Überwachungs oder Rezertifizierungsaudits erfolgen oder in einem gesonderten Übergangsaudit.
Frühzeitige Abstimmung mit der Zertifizierungsstelle hilft, Engpässe zu vermeiden und die Umstellung planbar zu gestalten.
Auswirkungen der Revision auf Kosten und Aufwand
Externe Zertifizierungskosten steigen meist nur moderat, etwa wenn zusätzlicher Auditaufwand für die Umstellung anfällt. Deutlich relevanter ist der interne Aufwand für Analyse, Anpassung von Dokumenten, Schulungen und Prozessanpassungen.
Unternehmen mit einem schlanken, gut strukturierten System können die Revision mit weniger Aufwand umsetzen als Organisationen mit schwerfälligen oder historisch gewachsenen Strukturen.
Checkliste für die Umstellung auf die neue ISO 9001
Dokumentierte Gap Analyse erstellen und Maßnahmen ableiten.
Qualitätsziele und Qualitätspolitik auf Bezug zu Klimathemen und Qualitätskultur prüfen und bei Bedarf anpassen.
Risiko und Chancenmanagement um neue Aspekte ergänzen und dokumentieren, wie diese gesteuert werden.
Schulungs und Kommunikationsplan für Führungskräfte, QMB, Prozesseigner und Auditoren aufsetzen.
Interne Auditprogramme anpassen und Übergangsaudit mit der Zertifizierungsstelle frühzeitig planen.
Ausblick: Verbindung zur ISO 42001 und Digitalisierung des Qualitätsmanagements
Qualitätsmanagement als Basis für verantwortungsvolle künstliche Intelligenz
Die ISO 42001 adressiert Managementsysteme für den Einsatz von Anwendungen mit künstlicher Intelligenz. Ein stabiles System nach ISO 9001 bildet dafür eine wichtige Grundlage. Prozesse, Dokumentation, Rollen und der Umgang mit Risiken und Chancen lassen sich auf KI Anwendungen übertragen.
Unternehmen, die frühzeitig Qualitätsmanagement und verantwortungsvolle Nutzung von Daten und Algorithmen verbinden, schaffen die Basis für Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Vertrauen in neue Technologien.
Revision als Anlass für digitale Weiterentwicklung nutzen
Die anstehende Revision ist ein guter Zeitpunkt, Qualitätsmanagement stärker zu digitalisieren. Zentrale Dokumentenlenkung, digitale Kennzahlendashboards und Tools für Auditplanung und Maßnahmenverfolgung erleichtern die Umsetzung der neuen Anforderungen.
Entscheidend ist, Systeme so zu wählen, dass sie den Alltag der Mitarbeitenden unterstützen, statt zusätzliche Bürokratie zu erzeugen. So wird die neue ISO 9001:2026 zu einem Motor für Transparenz, Effizienz und gelebte Qualitätskultur.
Umstellung auf die neue ISO 9001 Revision – Fristen, Auditwege und Schrittfolge
Die Umstellung auf die kommende ISO 9001 Revision erfolgt innerhalb einer definierten Übergangsfrist. Unternehmen sollten frühzeitig planen, wie sie die neuen Anforderungen in bestehende Strukturen integrieren. Dieser Block zeigt die wichtigsten Fristen, Auditmöglichkeiten und einen klaren Maßnahmenplan.
Wann muss ich umgestellt haben
Nach Veröffentlichung der neuen ISO 9001 gilt üblicherweise eine Übergangsfrist von zwei bis drei Jahren. Innerhalb dieses Zeitraums müssen alle bestehenden Zertifikate auf die neue Revision umgestellt sein, sonst verliert das Zertifikat seine Gültigkeit. Eine frühzeitige Planung verhindert Engpässe und ermöglicht eine stressfreie Integration der neuen Anforderungen.
Umstellung im Überwachungsaudit oder Rezertifizierungsaudit
Die Revision kann während eines regulären Überwachungsaudits oder im Rahmen des Rezertifizierungsaudits umgesetzt werden. Beide Wege sind möglich, abhängig vom bevorzugten Zeitplan des Unternehmens. Eine Abstimmung mit der Zertifizierungsstelle ist zwingend erforderlich, um Auditzeit, Nachweise und Prozessanpassungen sauber zu planen.
Schrittfolge für die Umstellung
1. Normentwurf lesen und Relevanz prüfen Analysieren Sie, welche Kapitel betroffen sind und welche Auswirkungen die neuen Anforderungen auf Ihr bestehendes System haben.
2. Gap Analyse erstellen Vergleichen Sie den aktuellen Stand Ihres Managementsystems mit den neuen Anforderungen und dokumentieren Sie Abweichungen.
3. Maßnahmenplan definieren Legen Sie fest, welche Anpassungen erforderlich sind, wer verantwortlich ist und welche Fristen gelten. Nutzen Sie einfache RACI oder Maßnahmenlisten.
4. Dokumente anpassen Überarbeiten Sie Prozessbeschreibungen, Ziele, Risiken und die Qualitätspolitik. Ergänzen Sie klimabezogene und kulturbezogene Themen wie im Entwurf gefordert.
5. Interne Audits auf Revision ausrichten Neue Auditfragen integrieren, beispielsweise zu Qualitätskultur, klimabezogenen Risiken und Risiken versus Chancen.
6. Managementbewertung erweitern Ergänzen Sie neue Themen wie Klimafaktoren, aktualisierte Risiken und Qualitätskultur als feste Bestandteile der Bewertung.
7. Umstellung im externen Audit abschließen Im nächsten Überwachungs- oder Rezertifizierungsaudit wird die Umstellung offiziell bewertet und in das Zertifikat übernommen.
FAQ – Änderungen der ISO 9001:2025-09
Häufig gestellte Fragen zur neuen ISO 9001-Version: Was sich ändert, welche Pflichten Unternehmen haben und wie Sie die Umstellung strategisch umsetzen.
1 Wann tritt die neue ISO 9001:2025-09 in Kraft?
2 Welche Themen stehen im Fokus der ISO 9001:2025-09?
3 Müssen Unternehmen ihre QM-Dokumentation überarbeiten?
4 Was bedeutet „Qualitätskultur“ im neuen Kontext?
5 Gibt es neue Anforderungen an das Risikomanagement?
6 Welche Auswirkungen hat die Änderung auf interne Audits?
7 Wie beeinflusst die Revision integrierte Managementsysteme?
8 Wird die Zertifizierung aufwendiger?
9 Welche Normabschnitte wurden gestrichen oder geändert?
10 Wann sollten Unternehmen umstellen?
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