Kompetenz fördert die Verbesserung
Kompetenz in der ISO 9001 verstehen
Im Abschnitt 7.2 der ISO 9001 wird Kompetenz als Fähigkeit beschrieben, Tätigkeiten so auszuführen, dass die geforderte Qualität und die Wirksamkeit des Qualitätsmanagementsystems sichergestellt sind. In vielen Unternehmen werden dazu Schulungspläne und Qualifikationsmatrizen gezeigt. Diese sind wichtig, reichen allein jedoch nicht aus, um alle Anforderungen zu erfüllen.
Eng verbunden ist die Forderung nach dem Wissen der Organisation im Abschnitt 7.1.6. Dort wird betont, dass organisationsspezifisches Wissen im Allgemeinen durch Erfahrung entsteht und aufrechterhalten werden muss. Kompetenz und Wissen gehören zusammen und sollten in einem schlüssigen System erfasst, bewertet und weiterentwickelt werden.
- Kompetenzanforderung der ISO 9001 Mitarbeitende müssen über die nötige Kompetenz verfügen, um Tätigkeiten auszuführen, die sich direkt auf Qualität und Qualitätsmanagementsystem auswirken.
- Wissen der Organisation Organisationsspezifisches Wissen wird durch Erfahrung aufgebaut, zum Beispiel durch langjährige Mitarbeit, Projektarbeit oder Lessons Learned.
- Abgleich von Kompetenz und Wissen Die Organisation muss bestimmen, welches Wissen und welche Kompetenzen für Prozesse und Tätigkeiten erforderlich sind und wie diese langfristig gesichert und weiterentwickelt werden.
Ermittlung und Sicherstellung der Kompetenzen
Um die Forderungen der ISO 9001 zu erfüllen, reicht ein Schulungsplan allein nicht aus. Zunächst muss die Organisation systematisch bestimmen, welche Kompetenz für welche Tätigkeiten erforderlich ist. Erst danach können Qualifikationsmatrix, Schulungsplan und Wirksamkeitsprüfung sinnvoll eingesetzt werden.
- Anforderungen an Mitarbeitende festlegen Anforderungen an Qualität, an das Qualitätsmanagementsystem sowie an theoretische und praktische Ausbildung definieren und dokumentieren.
- Qualifikationsmatrix erstellen In einer Qualifikationsmatrix wird erfasst, welche Personen welche Kompetenzen für bestimmte Prozesse und Tätigkeiten besitzen.
- Schulungsplan ableiten Lücken aus der Qualifikationsmatrix werden als Schulungsbedarf erkannt und in einen strukturierten Schulungsplan überführt, intern und extern.
- Wirksamkeit von Schulungen bewerten Nach Schulungen prüfen, ob die notwendigen Kompetenzen erreicht wurden, zum Beispiel durch Praxisbeobachtungen, Prüfungen oder Feedback.
- Regelmäßige Überprüfung der Kompetenzen Kompetenzen regelmäßig überprüfen und aktualisieren, insbesondere bei geänderten Prozessen, neuen Produkten oder gesetzlichen Forderungen.
- Gesetzliche und behördliche Anforderungen beachten Für Tätigkeiten mit gesetzlichen oder behördlichen Anforderungen müssen spezielle Qualifikationen nachweisbar vorliegen.
- Methodenkompetenz sicherstellen Je nach Branche sind Qualifikationen zu Methoden wie SPC, Messsystemanalysen oder Problemlösungsmethoden erforderlich.
Ergänzende Anforderungen der IATF 16949
Die IATF 16949 konkretisiert die Anforderungen an Kompetenz in den Abschnitten 7.2.1 bis 7.2.4 deutlich weiter. Sie fordert einen dokumentierten Prozess, mit dem Schulungsbedarf und Bewusstseinsbildung ermittelt und aufrechterhalten werden. Damit rückt neben der formalen Qualifikation auch das Verständnis für Prozesse und Kundenanforderungen in den Fokus.
- Dokumentierter Prozess für Schulungsbedarf Die Organisation muss einen Prozess definieren, mit dem Schulungsbedarf systematisch ermittelt, geplant und nachverfolgt wird.
- Breiter Kompetenzbegriff Die IATF betrachtet nicht nur Qualität und Qualitätsmanagementsystem, sondern alle Mitarbeitenden, deren Tätigkeiten Produkt und Prozesskonformität beeinflussen.
- Besondere Berücksichtigung von Kundenanforderungen Erfüllung von Kundenanforderungen ist ein zentraler Maßstab. Kompetenzen müssen sicherstellen, dass diese Anforderungen verstanden und umgesetzt werden.
- Praktische Ausbildung am Arbeitsplatz On the job Training ist ein expliziter Bestandteil der Kompetenzanforderung. Mitarbeitende werden direkt am Arbeitsplatz in ihren Aufgaben eingearbeitet und weiterqualifiziert.
- Rechtliche und interne Anforderungen Neben Kundenanforderungen müssen interne Anforderungen sowie gesetzliche und behördliche Vorgaben in den Kompetenzprozess einfließen.
Mindestkompetenzen interner Auditoren nach IATF 16949
Für interne Auditoren fordert die IATF 16949 nachweisbare Mindestkompetenzen. Es geht nicht nur um die formale Schulung, sondern um konkretes Verständnis für Normen, Prozesse, Risiken und Qualitätsmethoden. Ohne diese Grundlagen können Audits Anforderungen der Automobilindustrie nicht erfüllen.
- Verständnis des prozessorientierten Ansatzes Auditoren müssen Abläufe als vernetzte Prozesse verstehen und bewerten können, nicht nur einzelne Abteilungen oder Tätigkeiten.
- Verständnis der risikobasierten Denkweise Risiken und Chancen müssen im Audit erkannt, hinterfragt und bewertet werden. Dazu gehört ein Verständnis, wie Risiken in Prozessen gesteuert werden.
- Verständnis der zutreffenden Normanforderungen Auditoren müssen die Inhalte der ISO 9001 und der IATF 16949 kennen und in der Lage sein, diese in der Praxis anzuwenden.
- Verständnis für kundenspezifische Anforderungen Kundenspezifische Forderungen sind ein fester Bestandteil von Audits in der Automobilindustrie. Auditoren müssen diese Anforderungen kennen und deren Umsetzung beurteilen können.
- Kompetenz in Qualitätsmethoden Methoden wie die Core Tools, Prozess FMEA, Produktionslenkungsplan und statistische Methoden müssen verstanden und angewendet werden können, soweit sie im Auditumfeld relevant sind.
- Auditprozess nach ISO 19011 verstehen Planung, Durchführung, Berichterstattung und Nachverfolgung von Audits richten sich nach den Leitlinien der ISO 19011. Auditoren benötigen dazu ein entsprechendes Verständnis.
Kundenanforderungen an Auditorenkompetenz
Über die Normanforderungen hinaus definieren Kunden, insbesondere in der Automobilindustrie, eigene Kriterien für Auditorenkompetenz. Second Party Auditoren müssen diese kundenspezifischen Anforderungen erfüllen und ihre Kompetenz durch geeignete Nachweise belegen.
- Kundenspezifische Kompetenzanforderungen Kunden fordern häufig personenzertifizierte Auditoren für bestimmte Auditarten, etwa für Prozessaudits in der Automobilindustrie.
- Prozessorientierter Ansatz der Automobilindustrie Auditoren müssen den prozessorientierten Ansatz beherrschen, der in der Automobilindustrie erwartet wird, einschließlich Schnittstellen, Abläufen und Kennzahlen.
- Risikobasierte Denkweise Risiken in Produkten und Prozessen, aber auch in der Lieferkette, müssen erkannt und im Audit thematisiert werden.
- Zutreffende Norm und Kundenanforderungen Auditoren müssen relevante Anforderungen der ISO 9001, IATF 16949 und der kundenspezifischen Vorgaben kennen und anwenden können.
- Technisches Verständnis der Produktionsprozesse Verständnis für Produktionsprozesse, Prozess FMEA, Produktionslenkungsplan und die dazugehörigen Qualitätsmethoden ist in vielen Branchen unverzichtbar.
- Orientierung an ISO 19011 Die Fähigkeit, Audits strukturiert nach den Leitlinien der ISO 19011 zu planen, durchzuführen und zu dokumentieren, ist eine Grundvoraussetzung für wirksame Auditprogramme.

How To Kompetenzen nach ISO 9001 ermitteln, entwickeln und nachweisen
Die ISO 9001 fordert im Abschnitt 7.2, dass Mitarbeitende über die notwendige Kompetenz verfügen, um qualitätsrelevante Tätigkeiten zuverlässig auszuführen. Dieses How To zeigt, wie Unternehmen strukturiert vorgehen, um Kompetenzen zu bestimmen, weiterzuentwickeln und dauerhaft sicherzustellen.
- Schritt 1 Kompetenzanforderungen für jede Tätigkeit festlegen Ermitteln Sie für jede Funktion, Tätigkeit oder Rolle, welche fachlichen, methodischen und praktischen Kompetenzen erforderlich sind. Grundlage sind Prozessbeschreibungen, Aufgabenlisten und Kundenanforderungen.
- Schritt 2 Qualifikationen und Wissen der Mitarbeitenden erfassen Erfassen Sie vorhandene Qualifikationen systematisch, zum Beispiel über eine Qualifikationsmatrix. Berücksichtigen Sie Erfahrung, Schulungen, Zertifikate sowie das Wissen der Organisation nach Abschnitt 7.1.6.
- Schritt 3 Kompetenzdelta bestimmen Vergleichen Sie die benötigten Kompetenzen mit den vorhandenen. Jedes Delta ist ein Hinweis auf Schulungsbedarf oder notwendige praktische Einarbeitung.
- Schritt 4 Schulungsplan erstellen Leiten Sie aus den Deltas einen jährlichen Schulungsplan ab. Dieser enthält interne und externe Schulungen, Trainings am Arbeitsplatz, Coaching und fachübergreifende Weiterbildungen.
- Schritt 5 Schulungsmaßnahmen durchführen Setzen Sie die geplanten Schulungen um. Dokumentieren Sie Teilnahme und Inhalte, damit die Nachweise im Audit verfügbar sind.
- Schritt 6 Wirksamkeit prüfen Überprüfen Sie, ob die Schulung erfolgreich war. Die ISO nennt ausdrücklich Wirksamkeitsprüfung – also zum Beispiel Praxisbeobachtungen, kleine Tests, Vier Augen Prinzip oder Feedback aus der Produktion oder dem Service.
- Schritt 7 Kompetenz sicherstellen und freigeben Bestätigen Sie, dass die Person nun kompetent ist, ihre qualitätsrelevante Tätigkeit auszuführen. Viele Unternehmen nutzen hierfür Freigaben, Unterschriften oder digitale Qualifikationsverwaltung.
- Schritt 8 Regelmäßige Neubewertung der Kompetenzen Kompetenzen verändern sich – durch neue Produkte, neue Technologien, veränderte Kundenanforderungen oder Prozessanpassungen. Bewerten Sie Kompetenzen daher mindestens jährlich neu.
- Schritt 9 Gesetzliche und behördliche Anforderungen prüfen Stellen Sie sicher, dass Qualifikationen wie Fahrerlaubnisse, Befähigungsnachweise, SCC, Gefahrstoff Schulungen oder Elektrofachkraft regelmäßig erneuert werden.
- Schritt 10 Wissen der Organisation aktiv managen Erfahrungsträger sichern Wissen durch Lessons Learned, Prozesswissen, Checklisten oder interne Wissensdatenbanken. So wird Wissen nicht zufällig, sondern systematisch weitergegeben.
FAQ zur Kompetenz nach ISO 9001 und IATF 16949
1 Was versteht die ISO 9001 unter Kompetenz im Abschnitt 7.2 ›
Die ISO 9001 fordert, dass Mitarbeitende die Fähigkeiten besitzen, Tätigkeiten so auszuführen, dass Qualität und Wirksamkeit des Qualitätsmanagementsystems sichergestellt sind. Die Organisation muss die dafür notwendigen Kompetenzen bestimmen, erreichen und aufrechterhalten.
2 Reicht ein Schulungsplan und eine Qualifikationsmatrix zur Erfüllung der Norm aus ›
Schulungsplan und Qualifikationsmatrix sind wichtige Bausteine, aber allein nicht ausreichend. Die Organisation muss den Bedarf an Kompetenz ermitteln, Schulungen planen, durchführen, die Wirksamkeit prüfen und regelmäßig bewerten, ob die notwendigen Kompetenzen tatsächlich vorhanden sind.
3 Welche Rolle spielt das Wissen der Organisation nach ISO 9001 Abschnitt 7.1.6 ›
Das Wissen der Organisation umfasst organisationsspezifisches Wissen, das meist durch Erfahrung entsteht. Es muss ermittelt, aufrechterhalten und verfügbar gemacht werden. Kompetenz und Wissen sind eng verbunden und sollten gemeinsam betrachtet werden.
4 Welche zusätzlichen Anforderungen stellt die IATF 16949 an Kompetenz ›
Die IATF 16949 fordert einen dokumentierten Prozess zur Ermittlung und Aufrechterhaltung des Schulungsbedarfs, einschließlich Bewusstseinsbildung. Sie bezieht sich nicht nur auf Qualität und QMS, sondern auf alle Personen, deren Tätigkeiten Produkt und Prozesskonformität beeinflussen, mit besonderem Fokus auf Kundenanforderungen.
5 Welche Mindestkompetenzen müssen interne Auditoren nach IATF 16949 besitzen ›
Interne Auditoren benötigen ein Verständnis für den prozessorientierten und risikobasierten Ansatz, für zutreffende kundenspezifische Anforderungen, für ISO 9001 und IATF 16949, relevante Qualitätsmethoden sowie die Planung und Durchführung von Audits nach ISO 19011.
6 Welche zusätzlichen Anforderungen stellen Kunden an Auditorenkompetenz ›
Kunden verlangen oft Second Party Auditoren mit nachweisbaren Qualifikationen, zum Beispiel personenzertifizierte Prozessauditoren. Gefordert werden zudem prozessorientierter Ansatz, risikobasierte Denkweise, Kenntnis kundenspezifischer Anforderungen, technisches Verständnis der Produktionsprozesse und sicherer Umgang mit Qualitätstechniken und ISO 19011.

