Vorbeugemaßnahmen
In der alten Revision der ISO 9001 sprach die Norm noch von “Vorbeugemaßnahmen zur Beseitigung der Ursachen möglicher Fehler”. Das wurde in der neuen Revision ISO 9001:2015 ersetzt durch “Maßnahmen zum Umgang mit Risiken.” Die neue Revision hat hier einfach die Vorbeugemaßnahmen ersetzt mit Risiken und Chancen. Die IATF 16949 ist den Vorbeugemaßnahmen treu geblieben. Im Unterabschnitt 6.1.2.2 fordert die IATF 16949 weiterhin von der Organisation Maßnahmen zur Beseitigung der Ursachen von möglichen Fehlern festzulegen und umzusetzen. Weiter fordert die IATF hierzu einen dokumentierten Prozess zur Verringerung der Auswirkungen negativer Effekte aus Risiken und diesen Prozess auch einzuführen und aufrechtzuerhalten. Der Prozess muss folgendes enthalten:
Beide gemeinsam haben, dass hier nur die Vorbeugemaßnahmen bzw. Risiken und Chancen zu bewerten sind, die die Qualität der Produkte und Dienstleistungen einer Organisation beeinflussen können und nicht im Bezug auf die Organisation selbst. Im Prinzip kann man die Abschnitte 6.1.2.2 (Vorbeugemaßnahmen) und 6.1 Maßnahmen zum Umgang mit Risiken und Chancen gemeinsam in einer Matrix analysieren und bewerten.
Prozess | Risikobeschreibung | Auswirkung | SAM | ETW |
---|---|---|---|---|
Unternehmensführung | Durch geringe Marktkenntniss können falsche Entscheidungen getroffen werden | Entwicklung unpassender Technologien oder Produkte | 2 | A |
Entwicklung | Nichterfüllung kundenspezifischer Forderungen | nichtgeplante Entwicklungsaufwände | 3 | B |
Entwicklung | Unzulängliche Bewertung der technischen u. kaufmännischen Umsetzbarkeit | Qualitätskosten steigen, Reputation sinkt | 3 | A |
Fertigungssteuerung | Fehleinschätzung bei der Kapazitätsplanung | Planung im ERP fehlerhaft, Kunde wird ggf. nicht beliefert | 3 | A |
Beschaffung | Ausgegliederte Prozesse | Lieferanteninsolvenz | 5 | A |
Beschaffung | Rohstoffknappheit | Lieferversorgungsengpass | 5 | A |
Produktion | Anforderungen an besondere Merkmale nicht bekannt | fehlerhafte oder unvollständige Umsetzung der Kundenforderungen | 5 | A |
Produktion | Nichteinhaltung Lenkung fehlerhafte Produkte | Fehlerhafte Teile können zum Kunden gelangen | 4 | B |
Produktion | Maschinenfähigkeiten für besondere Merkmale nicht eingehalten | Erhöhter Ausschuss / fehlende Prüfungen | 5 | A |
Produktion | Fehlerhafte Einstellmappen -ordner | nicht spezifikationskonforme Teile beim Kunden | 4 | A |
Produktion | Keine tägliche Wiederfreigabe, z.B. EOL | Erhöhter Prüfaufwand und Risiko von nichtkonformen Teilen | 4 | A |
Produktion | Fehlerhafte Messmethodik im Einsatz | nicht spezifikationskonforme Teile beim Kunden | 4 | A |
Hinweis: SAM = Schadensausmaß; ETW = Eintrittswahrscheinlichkeit
Zusammenfassung
In der neuen Revision der ISO 9001:2015 wird also nicht mehr zwischen Risiken und Vorbeugemaßnahmen unterschieden. Es spielt für den Anwender keine Rolle, wie der genaue Wortlaut definiert ist. Nichtsdestotrotz muss die Organisation Maßnahmen zur Beseitigung der Ursachen von möglichen Fehlern festlegen um deren Auftreten zu verhindern. Das kann über die o.g. Matrix durchgeführt werden. Ergänzen Sie die Matrix noch um eine Spalte Maßnahmen und ggf. um eine erneute Bewertung des Schadensausmaß und der Eintrittswahrscheinlichkeit. Für die IATF 16949 Anforderung bzgl. Vorbeugemaßnahmen muss ein dokumentierter Prozess beschrieben werden.