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Fragen und Antworten zur IATF 16949

❓ Fragen & Antworten zur IATF 16949

Hier finden Sie kompakt aufbereitet häufig gestellte Fragen rund um die IATF 16949 – mit praktischen Erläuterungen. Die Liste wird regelmäßig ergänzt.
💡 Tipp: Prüfen Sie fortlaufend die Sanktionierten Interpretationen (SIs) und IATF-FAQs (IATF Global Oversight); Aktualisierungen sind Bestandteil Ihres QMS und werden im Audit erwartet.

Was sind aktuelle zeitliche Änderungen & Regelupdates?

Die IATF veröffentlicht fortlaufend SIs und FAQs (z. B. SIs #1–15, FAQs #1–22 – deutsche Stände historisch 2018/2019). Wichtige Regelinhalte: Berater dürfen nicht am Zertifizierungsaudit teilnehmen; mind. ein Drittel der Auditzeit ist in der Produktion zu verbringen; Änderungen im Unternehmen sind der Zertifizierungsstelle zeitnah zu melden. Für Auditdauer-Berechnungen werden auch Leiharbeitnehmer und durchschnittliche Zeitarbeit der letzten 6 Monate einbezogen.

Warum gibt es zwei Standards – IATF 16949 und ISO 9001?

Aufgrund von Lizenzvereinbarungen wurden ISO 9001:2015 und IATF 16949:2016 nicht in einem Dokument zusammengeführt. Die IATF ergänzt die ISO 9001 um automotive-spezifische Anforderungen. Beide Normtexte müssen separat vorliegen und im Audit angewendet werden (Zwei-Standard-Format).

Was bedeutet „Produktsicherheit“ (4.4.1.2)?

Produktsicherheit umfasst Merkmale am Produkt und im Prozess, die sicherheitsrelevant sind. Diese Merkmale können über gesetzliche Mindestanforderungen hinausgehen. Die Organisation muss sie identifizieren, steuern, rückverfolgbar dokumentieren und in Freigabe-/Änderungs- und Auditprozesse integrieren.

Rollen, Verantwortlichkeiten und Befugnisse – wie zuweisen?

Verantwortungen werden funktionsbezogen (z. B. Leiter Qualität, Leiter Produktion) zugewiesen – nicht personenbezogen. So bleibt die Steuerung stabil bei Personalwechseln. Stellenprofile, Eskalationswege und Stellvertretungen sind im QMS klar zu dokumentieren.

Kalibrierung durch Hersteller von Prüf-/Messsystemen zulässig?

Grundsätzlich ja – Hersteller sind meist qualifiziert. Voraussetzung ist die Genehmigung des Kunden und der Nachweis der Rückführbarkeit (Kalibrierscheine, Unsicherheiten). Prüfen Sie immer CSR-Vorgaben (z. B. DAkkS-/ILAC-Anerkennung).

Wie gehe ich mit kundenspezifischen Forderungen (CSR) um?

CSR müssen bewertet, zugeordnet und nachweislich in Prozesse integriert werden (z. B. Matrix/Tabelle je Prozess). Als 2nd Tier berücksichtigen Sie die Anforderungen Ihres direkten Kunden (alle Automotive-Kunden), nicht sämtliche OEM-CSR der Branche.

Weitere Verwendung fehlerhafter Produkte (8.7.1.7)

Endprodukte, die den PPAP/PPF-Prozess durchlaufen haben, müssen vor Entsorgung unbrauchbar gemacht werden. Hierzu ist ein dokumentierter Prozess zu definieren (Kennzeichnung, Sperrlager, Verifikation). Für Halbfabrikate gelten abweichende Regeln – prüfen Sie interne Freigaben/CSR.

Darf ich Prozesse in einem Dokument zusammenfassen?

Ja. Mehrere Prozesse dürfen in einem dokumentierten Prozess zusammengefasst werden (z. B. Nacharbeit & Reparatur). Wichtig sind klare Prozessgrenzen, Inputs/Outputs, Rollen sowie KPIs und Verweise auf zugehörige Verfahren/Anweisungen.

Prozessaudits: Müssen alle Schichten auditiert werden?

Ja. Über einen 3-Jahreszyklus sind alle Schichten (inkl. Schichtübergaben) abzudecken. Beispiel: Jahr 1 Schicht 1/2, Jahr 3 Schicht 3. Planen Sie Auditstichproben nach Risiko und Leistungstrends.

Remote-Audits & COVID-Sonderregeln

Die IATF hatte während COVID globale Ausnahmen (z. B. Zertifikatsverlängerungen, flexible Terminfenster) definiert. Grundsätzlich bleibt der Vor-Ort-Fokus bestehen; in Einzelfällen waren Remote-Elemente möglich (IAF ID12/MD4). Prüfen Sie stets den aktuellen IATF-Stand.

Auditdauer & Mitarbeitendenzahl – was zählt?

Grundlage sind die IATF Rules 5th Edition, Abschnitt 5.2. Die Berechnung berücksichtigt Festangestellte, Teilzeitkräfte, Leiharbeitnehmer sowie den Durchschnitt täglicher Beschäftigter der letzten 6 Monate. Änderungen im Personalbestand sind zu melden.

Interne Audits in Ausnahmesituationen – wie dokumentieren?

Abschnitt 9.2.2.1 fordert ein risikobasiertes Auditprogramm. Bei Einschränkungen (z. B. Gesundheitsrisiken) priorisieren Sie kritische Prozesse, bewerten alternative Methoden (z. B. Remote-Bewertungen) und belegen die Wirksamkeit Ihrer Vorgehensweise im Auditplan/Review.

Kombination von Überwachungsaudits – zulässig?

Ja – unter bestimmten Bedingungen können zwei 6-Monats-Überwachungen zu einem jährlichen Überwachungsaudit kombiniert werden. Die Audittage entsprechen der Summe beider Einzelereignisse; die Planung richtet sich nach den Rules 5th, 5.1.1.

Zertifikatsuspendierung – ist das Zertifikat noch gültig?

Während der Suspendierung bleibt das Zertifikat grundsätzlich gültig (Rules 5th, 8.3), sofern die Auflagen erfüllt und Fristen eingehalten werden. Bei Nichteinhaltung droht Dezertifizierung.

Anhang 3 (Auditplanungsprozess) – immer erforderlich?

Für IATF-Überwachungsereignisse ist Anhang 3 nicht zwingend vorgeschrieben. Die Zertifizierungsstelle entscheidet, ob Anhang 3 oder ein gleichwertiges Dokument verwendet wird, um Kundeninformationen zu strukturieren.

Remote-Teilnahme von Supportfunktionen am Vor-Ort-Audit möglich?

Ja, sofern Vor-Ort-Audits der Fertigung stattfinden und die Vorgaben aus IAF ID12/MD4 eingehalten werden, können nicht anwesende Supportrollen per Remote teilnehmen (z. B. Engineering, IT, HR) – abhängig von Freigabe/Zertifizierer.

Fragen und Antworten zur IATF 16949 | SMCT-MANAGEMENT
Fragen und Antworten zur IATF 16949 | SMCT-MANAGEMENT

❓ FAQ – Häufige Fragen zur IATF 16949

Die folgenden häufig gestellten Fragen bieten einen kompakten Überblick über zentrale Themen zur IATF 16949 Zertifizierung – von der Umsetzung über Auditprozesse bis hin zu Besonderheiten der Norm. Alle Antworten basieren auf aktuellen IATF-Regeln und Praxiserfahrungen aus erfolgreichen Projekten.

Was ist der Unterschied zwischen ISO 9001 und IATF 16949?

Die IATF 16949 baut auf der ISO 9001 auf, ergänzt diese aber um automotive-spezifische Anforderungen. Während die ISO 9001 ein branchenübergreifender Standard ist, richtet sich die IATF 16949 gezielt an Automobilhersteller und Zulieferer. Sie enthält strengere Vorgaben zur Produktsicherheit, Lieferantenbewertung, Prozessüberwachung und Risikobewertung.

Wie lange dauert die Einführung der IATF 16949?

Die durchschnittliche Implementierungsdauer liegt bei 25–35 Arbeitstagen. Die genaue Zeit hängt von den bestehenden Strukturen, der Mitarbeiterqualifikation und der vorhandenen ISO-9001-Basis ab. Eine strukturierte Projektplanung mit klaren Meilensteinen und regelmäßigen Reviews ist entscheidend für den Erfolg.

Was sind die sogenannten „Core Tools“ der IATF 16949?

Die Core Tools sind fünf zentrale Werkzeuge des automobilen Qualitätsmanagements: APQP (Produktqualitätsplanung), PPAP (Produktfreigabeprozess), FMEA (Fehleranalyse), MSA (Messsystemanalyse) und SPC (Statistische Prozesslenkung). Sie dienen dazu, Produktqualität und Prozessstabilität über alle Phasen hinweg sicherzustellen.

Müssen alle Lieferanten IATF-zertifiziert sein?

Nein – aber kritische Lieferanten, die direkte Teile oder Dienstleistungen für OEMs oder Tier-1-Zulieferer erbringen, müssen nachweislich ein Qualitätsmanagementsystem nach ISO 9001 implementiert haben und den IATF-Anforderungen folgen. Langfristig erwarten OEMs jedoch eine vollständige IATF-Zertifizierung.

Wie oft müssen Audits nach IATF 16949 durchgeführt werden?

Die IATF 16949 verlangt jährliche Überwachungsaudits und alle drei Jahre ein Rezertifizierungsaudit. Zusätzlich sind interne System-, Prozess- und Produktaudits verpflichtend. Interne Audits müssen alle Schichten, relevanten Prozesse und Standorte innerhalb eines 3-Jahres-Zyklus abdecken.

Welche Dokumentation ist für die IATF 16949 erforderlich?

Gefordert sind u. a.: ein QM-Handbuch, dokumentierte Prozessbeschreibungen inkl. Turtle-Diagramme, Nachweise über Kundenspezifische Anforderungen (CSR), Schulungsnachweise, Prüfmittelüberwachung, Notfallpläne und eine lückenlose Dokumentation zu Produkt- und Prozessfreigaben (PPAP). Insgesamt umfasst die IATF über 20 dokumentationspflichtige Prozesse.

Was passiert bei Abweichungen im Audit?

Bei festgestellten Abweichungen müssen Korrekturmaßnahmen definiert, umgesetzt und innerhalb definierter Fristen nachgewiesen werden (i. d. R. 60 Tage). Bei schweren Abweichungen kann das Zertifikat temporär suspendiert werden, bis Nachweise zur Wirksamkeit der Maßnahmen vorliegen.

Welche Rolle spielt das Top-Management?

Die oberste Leitung trägt die volle Verantwortung für das Qualitätsmanagementsystem. Sie muss sicherstellen, dass die Qualitätspolitik, Ziele und Ressourcen verfügbar sind, Risiken bewertet und Chancen genutzt werden. Zudem ist sie in die Managementbewertung und Auditentscheidungen einzubeziehen.

Wie hoch sind die Kosten einer IATF-Zertifizierung?

Die Kosten variieren je nach Unternehmensgröße, Komplexität und Auditdauer. Im Durchschnitt liegen sie zwischen 10.000 € und 25.000 € für Beratung, Audit und Zertifikat. Durch gezielte Vorbereitung und interne Mitarbeit können die Aufwände deutlich reduziert werden.

Wie bleibt man nach der Zertifizierung konform?

Nach der erfolgreichen Zertifizierung gilt es, das System aktiv zu leben. Dazu gehören regelmäßige interne Audits, Schulungen, KPI-Überwachung, Lieferantenaudits und Managementreviews. Nur durch kontinuierliche Verbesserung bleibt das Zertifikat dauerhaft gültig.

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Stefan Stroessenreuther

Stefan Stroessenreuther

Consulting Qualitätsmanagement ISO 9001 | Personenzertifizierter IATF 16949 und VDA 6.3 Auditor | Information Security Officer ISO/IEC 27001 | Dozent IMB Integrations Modell Bayreuth | Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Qualität | Lead Auditor ISO 14001 | Lead Auditor ISO 45001 | Lead Auditor ISO 9001

Berechnung der durchschnittlichen Zertifizierungskosten ISO 9001

Qualitätsmanagement Beratung ISO 9001 - kompetent und flexibel