📘 Produktionslenkungsplan (PLP) nach IATF 16949 & VDA
Der Produktionslenkungsplan (PLP) auch bekannt als Control Plan ist ein zentrales Werkzeug im Qualitätsmanagementsystem nach IATF 16949 Abschnitt 8.5.1.1. Er beschreibt detailliert, wie Produktionsprozesse gelenkt, überwacht und geprüft werden, um die Einhaltung der Qualitätsanforderungen sicherzustellen. Der PLP wird im Anhang A der IATF 16949 erläutert und ist zugleich ein wesentliches Element des VDA-Regelwerks. Ziel ist es, die Fehlervermeidung und Prozesssicherheit bereits in der Entwicklungs- und Vorserienphase zu gewährleisten.
🏗️ Aufbau und Zielsetzung des Produktionslenkungsplans
Der Produktionslenkungsplan bildet die Basis für eine systematische Qualitätssicherung im gesamten Produktlebenszyklus. Er umfasst die Planung, Steuerung und Überwachung der Herstellprozesse und Prüfmethoden von der Wareneingangsprüfung bis zur Auslieferung an den Kunden.
📋 Struktur und Dokumentationsumfang
Der PLP wird für alle Produkt- und Prozessebenen erstellt von Einzelkomponenten bis zur Baugruppe. Er enthält alle Informationen zu Prüfungen, Prüfintervallen, Prüfmitteln, Verantwortlichkeiten und Reaktionsplänen. Dabei sind die Phasen Prototyp, Vorserie und Serie getrennt zu betrachten, um die jeweilige Entwicklungsreife abzubilden.
🎯 Ziel des PLP
Ziel ist die fehlerfreie Produktion durch präventive Prozessüberwachung und strukturierte Prüfplanung. Der PLP stellt sicher, dass Risiken frühzeitig erkannt, Prüfkosten gesenkt und Fehlerkosten vermieden werden. Er dient somit als Werkzeug zur kontinuierlichen Verbesserung (KVP) und zur Erfüllung von Kunden- und Gesetzesanforderungen.
🔗 Verknüpfung zwischen PLP, Prozess-FMEA und Materialfluss
Der Produktionslenkungsplan muss direkt aus der Prozess-FMEA und dem Prozessflussdiagramm abgeleitet werden. Nur so entsteht eine konsistente und nachvollziehbare Struktur, die alle Risiken, Prüfungen und Prozessschritte abbildet.
📑 Einheitliche Nummerierung & Zuordnung
Alle Prozessschritte müssen in FMEA, PLP und Flowchart identisch nummeriert sein. Diese einheitliche Positionsstruktur gewährleistet eine durchgängige Rückverfolgbarkeit vom Materialfluss über den Prüfplan bis zur Prozessbewertung. So wird der Auditprozess erheblich erleichtert.
🧪 Prüfmittelmanagement & MSA
Jedes im PLP aufgeführte Prüfmittel muss einer Messsystemanalyse (MSA) unterzogen werden. Diese gewährleistet die Reproduzierbarkeit und Genauigkeit von Messergebnissen. Externe Kalibrierlabore müssen nach ISO/IEC 17025 akkreditiert sein. Damit wird die Gültigkeit der Messergebnisse für Audits und Kundennachweise sichergestellt.
📆 Phasen des Produktionslenkungsplans (Prototyp, Vorserie, Serie)
Der PLP unterscheidet zwischen drei Entwicklungsphasen, die jeweils spezifische Prüf- und Dokumentationsanforderungen erfüllen müssen. Diese differenzierte Betrachtung ist Grundlage der IATF 16949 und des VDA-Bands 4.
🧩 Prototypen-PLP
Der Prototypen-PLP beschreibt Maßprüfungen, Materialtests und Leistungstests, die zur Absicherung der Produktanforderungen dienen. Ziel ist die Ermittlung von Prozessparametern und Verpackungsvorschriften. Auf Basis der Ergebnisse werden erste Reaktionspläne und Prozessgrenzen definiert. Erkenntnisse fließen direkt in den Serienprozess ein.
⚙️ Vorserien-PLP
In der Vorserienphase werden Prüfungen zur Prozessabsicherung durchgeführt. Dazu gehören häufigere Prüfungen, Zwischen- und Endprüfungen sowie statistische Auswertungen (SPC). Ziel: frühzeitige Erkennung von Schwachstellen vor dem Produktionsanlauf. Der PLP Vorserie dient der Validierung der Fertigungseinrichtungen und Prüfsysteme.
🏭 Serien-PLP
Der Serien-PLP definiert alle prozessbegleitenden Prüfungen und Kontrollmechanismen zur Qualitätssicherung. Dazu zählen Wiederfreigaben, Requalifikationen und prozessbegleitende SPC-Auswertungen. Der Plan ist ein „lebendes Dokument“ er wird bei Änderungen an Produkten, Prozessen oder Messgrößen regelmäßig aktualisiert und dokumentiert.
📋 Inhalte & Anforderungen des Produktionslenkungsplans (PLP)
Der Produktionslenkungsplan (Control Plan) ist ein zentrales Steuerungselement der Prozesssicherheit und Produktqualität. Nach den Vorgaben von IATF 16949 Abschnitt 8.5.1.1 und den VDA-Regelwerken muss der PLP alle produkt- und prozessrelevanten Prüf- und Steuerungsschritte beinhalten. Ziel ist die klare Dokumentation von Verantwortlichkeiten, Prüfmethoden und Reaktionsmaßnahmen bei Abweichungen. Nachfolgend sind die wichtigsten Inhalte erläutert jeweils mit ihrem Zweck und praktischer Bedeutung.
📄 Allgemeine Daten
Der PLP beginnt mit den allgemeinen Rahmendaten des Produkts und Prozesses. Dazu gehören Dokumentnummer, Änderungsindex, Kunde, Projektname, Teilebezeichnung, Zeichnungsstand sowie die gültige Phase (Prototyp, Vorserie oder Serie). Diese Angaben schaffen Transparenz und Nachvollziehbarkeit für interne Teams, Auditoren und Kunden. Änderungen müssen dokumentiert und durch Freigaben nachverfolgt werden.
🎯 Produktlenkung
Unter der Produktlenkung werden alle produktbezogenen Qualitätsmerkmale definiert. Dazu zählen Spezifikationen, Maße, Toleranzen, Materialanforderungen und funktionale Eigenschaften. Sie bilden die Grundlage für die Fertigungs- und Prüfplanung. Kundenspezifische Merkmale, etwa durch Zeichnungssymbole oder CSR-Vorgaben (Customer Specific Requirements), sind ebenfalls hier aufzuführen. Ziel ist es, alle Merkmale klar zu dokumentieren, die für die Produktkonformität entscheidend sind.
⚙️ Prozesslenkung
In diesem Abschnitt werden die prozessbezogenen Steuerungsparameter beschrieben, die zur Sicherung der Prozessfähigkeit beitragen. Dazu gehören Maschinen- und Werkzeugparameter (z. B. Temperatur, Druck, Drehmoment), Prüfintervalle, Prüfmittel sowie die eingesetzten Prozessüberwachungsmethoden (z. B. SPC, Poka Yoke). Der Fokus liegt darauf, abweichungsfreie Prozesse zu gewährleisten, indem kritische Parameter aktiv überwacht werden. Hier werden auch die verantwortlichen Abteilungen und die Frequenzen der Überwachung definiert.
⚠️ Besondere Merkmale (Special Characteristics)
Besondere Merkmale, wie SC (Significant Characteristics) oder CC (Critical Characteristics), sind jene Produkteigenschaften, deren Nichteinhaltung unmittelbare Auswirkungen auf Sicherheit, Funktion oder Gesetzeskonformität haben. Sie werden in PLP, FMEA und Zeichnung übereinstimmend gekennzeichnet. Für diese Merkmale gelten strengere Prüfintervalle und detaillierte Reaktionspläne. Eine eindeutige Kennzeichnung (z. B. durch Symbole, Spalten oder Farbcodes) ist zwingend erforderlich, um den Informationsfluss im Unternehmen sicherzustellen.
🧪 Prüfmethoden und Messsysteme
Der PLP beschreibt alle Prüfmethoden, Messsysteme und deren Überwachung. Dazu gehören visuelle Kontrollen, Funktionsprüfungen, Maßprüfungen und zerstörungsfreie Tests. Für jedes Prüfmittel muss eine Messsystemanalyse (MSA) nachgewiesen werden. Damit wird sichergestellt, dass Messergebnisse reproduzierbar und zuverlässig sind. Die Prüfmittel müssen regelmäßig kalibriert und nach ISO/IEC 17025 validiert werden.
🚨 Reaktionsplan bei Abweichungen
Der Reaktionsplan legt fest, wie bei Qualitätsabweichungen vorzugehen ist. Er enthält Sofortmaßnahmen, Verantwortlichkeiten und Eskalationsstufen. Das Ziel ist, fehlerhafte Produkte sofort zu isolieren und die Prozessstabilität wiederherzustellen. Hierbei werden Rollen wie Einrichter, Linienverantwortlicher oder QS-Beauftragter klar definiert. Diese Maßnahmen sind mit der Prozess-FMEA abzustimmen, um sicherzustellen, dass Abweichungen nachhaltig vermieden werden.
📊 Risikoanalyse und Wirksamkeitsbewertung
Die Risikoanalyse bewertet die potenziellen Auswirkungen von Prozessänderungen, Prüfmittelausfällen oder Materialabweichungen. Sie basiert auf der Prozess-FMEA und dient zur Festlegung geeigneter Überwachungs- und Prüfmaßnahmen. Ergänzend erfolgt eine Wirksamkeitsprüfung, um sicherzustellen, dass eingeführte Maßnahmen das Risiko tatsächlich reduzieren. Der PLP wird regelmäßig überprüft und bei Bedarf an neue Erkenntnisse angepasst („lebendes Dokument“).
📥 Beispiel Verfahrensanweisung Produktionslenkungsplan
Laden Sie unsere Verfahrensanweisung zum Produktionslenkungsplan (PLP) herunter praxisorientiert nach IATF 16949, VDA und AIAG (Core Tools). Dieses Muster hilft Ihnen, eigene PLP-Strukturen effizient aufzubauen.
📄 Download Verfahrensanweisung (PDF)
🔗 Verknüpfung von Prozess-FMEA und Produktionslenkungsplan
Die enge Verbindung zwischen der Prozess-FMEA und dem Produktionslenkungsplan (PLP) ist ein zentrales Element des Qualitätsmanagements nach IATF 16949. Während die Prozess-FMEA der Analyse von Risiken dient, sorgt der Produktionslenkungsplan für die Absicherung dieser Risiken im Prozess. Damit wird das Prinzip des risikobasierten Denkens konsequent umgesetzt: Risiken werden erkannt, bewertet und durch gezielte Prüf- und Steuerungsmaßnahmen abgesichert.
📊 Abbildung: Verknüpfung von Prozess-FMEA (Risikoanalyse) und Produktionslenkungsplan (Risikosteuerung) – SMCT MANAGEMENT
Das Schaubild zeigt den logischen Zusammenhang: Prozess-FMEA = Analyse von Risiken → über die Prozessschritte, Produkt- und Prozessmerkmale → zum Produktionslenkungsplan = Absicherung der Risiken. Diese Methodik stellt sicher, dass kein Risiko unbewertet und kein Prozess unkontrolliert bleibt.
🧩 1. Prozess-FMEA – Analyse von Risiken
Die Prozess-FMEA identifiziert und bewertet mögliche Fehlerquellen innerhalb der Produktionsprozesse. Dabei werden die Prozessschritte, Einflussfaktoren, Produkt- und Prozessmerkmale systematisch betrachtet. Ziel ist die Ermittlung der Risikoprioritätszahl (RPZ), um zu erkennen, welche Risiken kritisch sind und präventive Maßnahmen benötigen. Hier beginnt der Übergang zum Produktionslenkungsplan, der die identifizierten Risiken gezielt absichert.
📋 2. Prozessschritte & Produktmerkmale – Die Schnittstelle
Zwischen der FMEA und dem PLP steht die Prozessbeschreibung. Hier werden alle Fertigungsschritte, Prüfungen, Transporte und Lagerungen erfasst. Produkt- und Prozessmerkmale werden dabei mit ihren Spezifikationen und Toleranzen dokumentiert. Diese Schnittstelle sorgt dafür, dass die in der FMEA erkannten Risiken exakt den jeweiligen Prozessschritten zugeordnet und im PLP überwacht werden können.
🛡️ 3. Produktionslenkungsplan – Absicherung der Risiken
Der Produktionslenkungsplan beschreibt, wie die in der FMEA identifizierten Risiken überwacht und kontrolliert werden. Zu jedem Prozessschritt werden Prüfmethoden, Messmittel, Prüfintervalle und Reaktionsmaßnahmen festgelegt. Dadurch wird die Wirksamkeit der FMEA überprüfbar, und das Unternehmen erhält ein nachweisbares System zur Prozesslenkung und Qualitätssicherung. Der PLP schließt somit den Regelkreis zwischen Risikoanalyse, Prozessüberwachung und kontinuierlicher Verbesserung.
📈 4. Ziel: Durchgängige Prozesssicherheit und Auditkonformität
Durch die konsistente Verknüpfung von FMEA und PLP wird eine durchgängige Prozesskette geschaffen. Risiken werden nicht nur erkannt, sondern auch dauerhaft überwacht und dokumentiert. Für Auditoren (z. B. nach VDA 6.3) ist damit nachvollziehbar, wie jedes Risiko analysiert, bewertet und über Steuerungsmaßnahmen abgesichert wurde. Diese Verbindung ist eine Pflichtanforderung der IATF 16949 und Basis eines wirksamen Qualitätsmanagementsystems.

📊 Prozessablauf Produktionslenkungsplan (PLP)
Der Prozessablauf zeigt, wie Risikoanalyse (Prozess-FMEA), Prozessbeschreibung und Produktionslenkungsplan (PLP) zusammenwirken von der Analyse über Prüfplanung und MSA bis zur Serienfreigabe beim Kunden. Alle Schritte sind IATF- und VDA-konform verschaltet.
🧩 Linker Entwicklungsstrang – Vom Risiko zur Prüfplanung
1) Prozess-FMEA erstellen
Systematische Risikoanalyse der Prozessschritte, inkl. Fehlerarten, Ursachen, Wirkungen und Bewertung (AP, RPZ). Die FMEA liefert Pflichtprüfpunkte und Reaktionsbedarfe für PLP und Prüfplanung.
2) Prozessablaufdiagramm (Flowchart) erstellen
Visualisierung des Material- und Prozessflusses inkl. Transport-, Prüf- und Lagerprozesse. Nummerierung muss mit FMEA und PLP identisch sein. Eine Audit- und Traceability-Voraussetzung.
3) Produktionslenkungsplan (PLP) erstellen
Ableitung der Prüfmerkmale, Prüfmethoden, Häufigkeiten, Verantwortlichkeiten sowie Reaktionspläne aus FMEA und Flowchart. Phase-spezifisch (Prototyp/Vorserie/Serie) ausprägen.
4) Prüfplanung erstellen
Detaillierung der PLP-Vorgaben in Prüfpläne/Arbeits- und Prüfanweisungen (z. B. Stichprobe, Grenzmuster, SPC-Regeln, Poka-Yoke-Nachweise) – praxisnah für Linie und QS.
5) Prüfmittelliste (produktspezifisch)
Zusammenstellung aller eingesetzten Mess- und Prüfmittel inkl. Kalibrierstatus, Verantwortlichen und Einsatzort; Grundlage für MSA und PMÜ (Prüfmittelüberwachung).
6) Messsystemanalyse (MSA 1/2/3)
Nachweis der Wiederhol-/Vergleichbarkeit und Genauigkeit der Prüfmittel (z. B. GR&R, Attribut-MSA). Externe Kalibrierlabore nach ISO/IEC 17025. Ohne fähige Messsysteme sind Nachweise nicht belastbar.
📐 Rechter Nachweisstrang – Von Merkmalen zur Serienfreigabe
1) Produkt- & Prozessmerkmale • Fähigkeitsuntersuchungen
Ableitung der zu prüfenden Merkmale (inkl. SC/CC) und Durchführung von vorläufigen Fähigkeitsnachweisen (Cp/Cpk, short-term). Ergebnisse dokumentieren und mit Kundenanforderungen abgleichen.
2) Vorläufige Prozessfähigkeiten dokumentieren
Nachweis, dass der Prozess reproduzierbar innerhalb Toleranz arbeitet; Basis für Freigabe von Werkzeugen, Prüfmitteln und Parametern (Vorserie/PPA/PPAP).
3) Nachweis gesetzlicher Forderungen
Erfüllung aller relevanten gesetzlichen/behördlichen Anforderungen (z. B. REACH, RoHS, Produktsicherheit, Umwelt). Dokumentierte Evidenzen sind Pflicht (Audit & Kundenfreigabe).
4) Dimension, Werkstoff, Funktion – Durchführung & Dokumentation
Vollständige Prüfberichte (Erstmuster), Materialzeugnisse, Funktions- und Lebensdauernachweise – konsistent zum PLP und den CSR. Grundlage für PPAP/VDA 2.
5) ✅ Serienfreigabe Kunde
Nach erfolgreicher Bewertung aller Nachweise erteilt der Kunde die Serienfreigabe. PLP bleibt ein lebendes Dokument und wird bei Änderungen aktualisiert.
6) Vollständigkeit Produktspezifikation & besondere Merkmale
Vor Serienstart: Abgleich der Produktspezifikation und ggf. Vereinbarung besonderer Merkmale mit dem Kunden. Sicherstellt, dass PLP, FMEA und Zeichnung übereinstimmen.
🔄 Rückkopplung & Aktualisierung
Erkenntnisse aus Fähigkeitsnachweisen, gesetzlichen Bewertungen, Prüfberichten und Kundenfeedback fließen zurück in FMEA, Flowchart, PLP, Prüfplanung und MSA. Damit bleibt das System aktuell, wirksam und auditfest (KVP).
⚠️ Häufige Fehler in der Dokumentation des Produktionslenkungsplans (PLP)
In Audits nach IATF 16949 oder VDA 6.3 werden regelmäßig typische Mängel in der Dokumentation des Produktionslenkungsplans festgestellt. Diese Schwachstellen gefährden nicht nur die Prozessfähigkeit, sondern können zu **Hauptabweichungen im Audit** führen. Nachfolgend sind die häufigsten Fehler mit Ursachen und Empfehlungen zusammengefasst.
📄 1. Fehlende Verknüpfung zwischen PLP, FMEA und Prozessablaufdiagramm
Einer der häufigsten Auditabweichungen betrifft eine **inkonsistente Nummerierung und Zuordnung der Prozessschritte** zwischen FMEA, Flowchart und Produktionslenkungsplan. Das erschwert die Rückverfolgbarkeit und zeigt fehlende Systematik im Qualitätsmanagementsystem. Empfehlung: Einheitliche Positionsnummern in allen Dokumenten verwenden, die vom Prozess-FMEA-Team gepflegt und versioniert werden.
🧾 2. Veraltete oder unvollständige Revisionsstände
Viele Unternehmen versäumen es, den **PLP bei Prozess- oder Produktänderungen zu aktualisieren**. Besonders kritisch: Änderungen aus FMEA-Reviews oder internen Audits werden oft nicht eingepflegt. Empfehlung: Der PLP ist ein „lebendes Dokument“ und muss bei jeder relevanten Änderung automatisch mitgeführt werden inkl. Revisionsdatum und Änderungsverweis.
📉 3. Fehlende Reaktionspläne bei Prozessabweichungen
Reaktionspläne beschreiben, wie bei Prozessinstabilität oder Qualitätsabweichungen reagiert wird. In vielen Fällen sind diese jedoch **nicht definiert oder zu allgemein formuliert**. Empfehlung: Definieren Sie klare Verantwortlichkeiten, Eskalationsstufen und Sofortmaßnahmen (z. B. Sperrung, 100%-Prüfung, Ursachenanalyse).
🔧 4. Prüfmittel ohne MSA-Nachweis oder Kalibrierstatus
Häufig werden im PLP Prüfmittel gelistet, deren **Messsystemfähigkeit (MSA)** nicht nachgewiesen ist oder deren **Kalibrierstatus abgelaufen** ist. Das führt im Audit zu gravierenden Abweichungen. Empfehlung: Für jedes Prüfmittel muss eine gültige MSA (Typ 1–3) und Kalibriernachweis nach ISO 17025 vorliegen.
📋 5. Fehlende oder unklare Prüfmethoden im PLP
In der Praxis fehlen oft **konkrete Prüfanweisungen oder Messvorschriften** im PLP. Mitarbeiter wissen dadurch nicht, welche Methode wann und wie anzuwenden ist. Empfehlung: Der PLP muss stets auf gültige Prüfanweisungen, Arbeitsanweisungen oder SPC-Regelkarten verweisen, inkl. Verweisnummern und Ausgabe-Datum.
📊 6. Fehlende Kennzeichnung besonderer Merkmale
Besondere Merkmale (z. B. sicherheits- oder funktionskritisch) werden häufig nicht oder inkonsistent gekennzeichnet (z. B. SC, CC, SPC-Symbole). Empfehlung: Nutzen Sie eine einheitliche Symbolik nach Kundenvorgabe und führen Sie eine Verfahrensanweisung „Besondere Merkmale“ ein. Alle Dokumente (FMEA, Zeichnung, PLP, Prüfplan) müssen identisch gekennzeichnet sein.
🔄 7. Keine regelmäßige Wirksamkeitsprüfung
Der PLP wird oft erstellt, aber nicht regelmäßig auf Wirksamkeit und Praxisbezug geprüft. Häufig stimmen Papier und tatsächlicher Prozessablauf nicht mehr überein. Empfehlung: Führen Sie halbjährliche Reviews im Rahmen des internen Auditprogramms durch und dokumentieren Sie Anpassungen mit Änderungsverlauf.
✅ Fazit
Ein sauber gepflegter Produktionslenkungsplan ist ein Schlüsselelement im IATF-konformen Qualitätsmanagement. Nur wenn PLP, FMEA, Prüfplanung und MSA konsequent verknüpft und aktuell sind, lassen sich Prozesse stabil steuern und Audits sicher bestehen. Fehler in der Dokumentation führen nicht nur zu Auditabweichungen, sondern gefährden langfristig die Prozessfähigkeit und Kundenzufriedenheit.
❓ FAQ – Prozessablauf Produktionslenkungsplan (PLP)
In dieser FAQ beantworten wir die häufigsten Fragen rund um den Aufbau, die Verknüpfung und die Anwendung des Produktionslenkungsplans (PLP) im Rahmen der IATF 16949 und des VDA. Der PLP ist das zentrale Dokument zur Produktionssteuerung, Prozesssicherung und Nachweisführung in Audits.
🔹 Was ist der Zweck eines Produktionslenkungsplans?
Der Produktionslenkungsplan (PLP) ist ein strukturiertes Dokument, das die Überwachung, Prüfung und Steuerung von Produktionsprozessen definiert. Er stellt sicher, dass alle produkt- und prozessrelevanten Merkmale überprüft werden, Prüfmethoden klar definiert sind und Reaktionsmaßnahmen bei Abweichungen dokumentiert werden. Ziel ist die Fehlerprävention, Prozessfähigkeit und gleichbleibende Produktqualität.
🔹 Wie hängt der Produktionslenkungsplan mit der Prozess-FMEA zusammen?
Die Prozess-FMEA (P-FMEA) liefert die Grundlage für den PLP. Risiken, die in der FMEA identifiziert werden – etwa potenzielle Fehlerquellen oder Prozessrisiken – müssen im PLP durch Prüf- oder Steuerungsmaßnahmen abgesichert werden. Beide Dokumente sind miteinander verknüpft: FMEA = Risikoanalyse → PLP = Risikosteuerung. Änderungen in einem Dokument müssen immer in das andere übernommen werden.
🔹 Wann wird der PLP erstellt und wie oft wird er aktualisiert?
Der PLP wird während der Entwicklungsphase parallel zur Prozess-FMEA erstellt. Zunächst entstehen Prototypen-, Vorserien- und schließlich Serien-PLPs. Nach der Serienfreigabe ist der PLP ein „lebendes Dokument“ und muss immer dann aktualisiert werden, wenn sich relevante Faktoren ändern – z. B. Produkte, Prozesse, Prüfmittel, Lieferanten oder Kundenanforderungen.
🔹 Welche Anforderungen stellt die IATF 16949 an den PLP?
Die IATF 16949 Abschnitt 8.5.1.1 fordert die Erstellung eines PLP für alle Phasen – Prototyp, Vorserie, Serie. Der Plan muss alle Produkt- und Prozessparameter, Prüfmethoden, Häufigkeiten, Verantwortlichkeiten sowie Reaktionspläne bei Abweichungen enthalten. Außerdem fordert die IATF eine eindeutige Verknüpfung zu FMEA und Prozessablaufdiagramm.
🔹 Welche Dokumente sind mit dem Produktionslenkungsplan verknüpft?
- 📘 Prozess-FMEA: Risikoanalyse und Ursachenbewertung
- 📗 Prozessablaufdiagramm (Flowchart): Abfolge und Logik der Fertigungsschritte
- 📙 Prüfplanung: Prüfintervalle, Stichproben, Prüfmethoden
- 📕 MSA-Dokumentation: Fähigkeitsnachweis der Messmittel
- 📒 Erstmusterprüfbericht (PPAP/VDA 2): Nachweis der Produkt- und Prozessfreigabe
🔹 Welche typischen Fehler treten in der Praxis bei PLPs auf?
- ⚠️ Fehlende Konsistenz zwischen PLP, FMEA und Flowchart (abweichende Nummerierung)
- ⚠️ Keine regelmäßige Aktualisierung bei Prozessänderungen oder Kundenreklamationen
- ⚠️ Unzureichende Reaktionspläne oder fehlende Verantwortlichkeiten
- ⚠️ Prüfmittel ohne gültige MSA oder Kalibrierstatus
- ⚠️ Fehlende Nachweise über Wirksamkeit der Prüfungen
Diese Punkte werden regelmäßig in VDA 6.3-Prozessaudits und IATF 16949-Zertifizierungsaudits bemängelt.
🔹 Wie prüft der Auditor die Wirksamkeit des PLP?
Auditoren verfolgen den roten Faden von der FMEA über den PLP bis zur Fertigungslinie. Sie überprüfen, ob Risiken aus der FMEA im PLP abgesichert, Prüfintervalle definiert, Reaktionsmaßnahmen dokumentiert und Wirksamkeitsnachweise vorhanden sind. Abweichungen zwischen Papier und Praxis gelten als Hauptabweichung.

